Umgehen mit der Angst ... | Foto: photocase/marqs

Andacht

Oktober 2020

Umgehen mit der Angst

Autor: Pfarrer Gottfried Heinzmann

Impuls

»Ich habe Angst«, sagte mir vor kur­zem eine Mit­ar­bei­te­rin. »Ich habe Angst davor, dass ich mich mit dem Corona-Virus infi­ziere, dann die Infek­tion in unsere Ein­rich­tung trage und andere anste­cke.« Die Corona-Pan­de­mie wird von Ängs­ten beglei­tet. Mit Ängs­ten meine ich nicht berech­tigte Sor­gen. Angst lähmt, macht eng und hin­dert uns, gut mit die­ser Situa­tion umzu­ge­hen.

  • Da ist die Angst um die eigene Gesund­heit. Jeder Mensch, der mir begeg­net, wird zu einer poten­zi­el­len Gefahr.
  • Da ist die Angst, schuld zu sein. Die Vor­stel­lung, dass ich an den Pran­ger gestellt werde, lähmt und bestimmt die Gedan­ken.
  • Gleich­zei­tig gibt es aber auch die Angst, etwas zu ver­pas­sen. Einen Urlaub, einen run­den Geburts­tag, die ange­neh­men Sei­ten des Lebens.
  • Oder die Angst, dass das alles Teil einer großen Welt­ver­schwörung ist. Und wir nur kleine Schach­fi­gu­ren, die in ihren Frei­hei­ten ein­ge­schränkt oder zwangs­ge­impft wer­den sol­len.

Sol­che Ängste neh­men uns das Ver­trauen zum Leben. Sie machen eng und schnüren ein. Sie neh­men uns die Liebe zum Leben. Und diese Liebe zum Leben - so wie es gerade ist – brau­chen wir aktu­ell ganz drin­gend.

»Gott ist Liebe«, steht im 1. Johan­nes­brief. Und ein paar Verse später: »Angst ist nicht in der Liebe.« Angst ist nicht in der Liebe. Was könnte das für uns heißen?

Angst ist nicht in der Liebe. Was könnte das für uns heißen?

Wir trot­zen der Angst um die eigene Gesund­heit. Statt­des­sen schen­ken wir Got­tes Liebe mit Abstand und Hygie­ne­re­geln an andere wei­ter. Dass Got­tes Liebe warmhält, das sol­len in Corona-Zei­ten gerade die erfah­ren, die Hilfe, Unterstützung, Nähe und Fürsorge brau­chen.

Wir trot­zen der Angst vor Feh­lern und Schuld­zu­wei­sun­gen. Statt­des­sen trauen wir ein­an­der zu, dass wir bei Feh­lern gemein­sam nach Ver­bes­se­rungsmöglich­kei­ten suchen. Dass Got­tes Liebe wie ein schützen­der Arm ist, sol­len gerade die­je­ni­gen erfah­ren, die ange­grif­fen wer­den.

Wir trot­zen der Angst, etwas zu ver­pas­sen. Statt­des­sen ver­trauen wir, dass Got­tes Liebe weit reicht. Und noch viel für uns bereithält.

Wir trot­zen der Angst vor Ver­schwörun­gen. Statt­des­sen ver­trauen wir »Gott sitzt im Regi­mente und führet alles wohl«. Wir dis­ku­tie­ren mit denen, die eine ganz andere Welt­sicht haben. Wir geben sie nicht auf.

Ich wünsche uns allen in den Zieg­ler­schen, dass wir auch wei­ter­hin acht­sam und mutig, umsich­tig und zuver­sicht­lich mit den Her­aus­for­de­run­gen durch die Corona-Pan­de­mie umge­hen

Wir trotzen der Angst.

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