Predigt
Juli 2020
Angesicht
Autor: Pfarrer Gottfried Heinzmann
Predigt zu 4. Mose 6,24-26
Gottesdienst in Wilhelmsdorf, 12.07.2020
[Mit Maske auf die Bühne]
Wir tragen Masken. Alltagsmasken. Oder auch Mund-Nasen-Bedeckung genannt. Um andere und uns selbst vor Infektion zu schützen, bedecken wir unser Gesicht. Sicherlich haben Sie auch schon festgestellt, was das für Effekte mit sich bringt: Menschen, die man nicht so gut kennt, sind schwieriger zu erkennen. Die Mimik im Gesicht fehlt bei der Kommunikation. Hinter der Maske sieht man gerade noch die Augen. Aber nicht, ob jemand lächelt oder ernst oder gar grimmig aussieht.
Für unsere täglichen Begegnungen und für unseren beruflichen Alltag ist das schwierig. Denn da fällt vieles weg, was uns wichtig ist und was Pflege, Begleitung, Unterricht, Therapie und Unterstützung von Menschen ausmacht.
[Maske abnehmen]
Und wir merken in diesen Zeiten, wie wertvoll es ist, einem anderen Menschen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Vielleicht ist mir deshalb das Wort »Angesicht« besonders wertvoll geworden. Und damit verbunden die Beobachtung, dass im Aaronitischen Segen gleich zweimal vom Angesicht Gottes die Rede ist.
»Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.« (vgl. 4. Mose 6,24-26).
Was für eine Zusage:
Gott wendet sich uns zu. Er ist da.
Und er ist nicht nur irgendwie da, sondern voll und ganz.
Sein Angesicht leuchtet, wenn er sich uns zuwendet.
Er segnet uns mit seiner Gegenwart.
Er schenkt uns seine Nähe und seinen Frieden.
Wir haben das auch und gerade in der Corona-Krise an unterschiedlichen Stellen erlebt. Und wir können heute dankbar sagen: Wir sind bisher gut durchgekommen. Wir haben aktuell – Stand heute – keinen Infektionsfall und keine Covid-19 Erkrankung. Gott sei Dank!
Wir tragen Masken. Vielleicht ist mir deshalb das Wort »Angesicht« besonders wertvoll geworden.
Heute Abend hätten wir den Dankgottesdienst im Rahmen von Wilhelmsdorf live gefeiert. Wie viele Jahre vorher. Und wenn ich noch weiter zurückdenke, dann haben auch die Generationen vor uns große Herausforderungen zu bewältigen gehabt. Und haben immer wieder erlebt, wie Gott bewahrt, durchhilft und segnet. Am Freitag 10.07.2020 war ein Vers aus Psalm 145,4 in der Losung: »Eine Generation rühmt der andern deine Werke und deine mächtigen Taten verkünden sie.«
Ich denke, dass wir das heute auch tun können und hoffentlich auch Jahre später noch, wenn wir auf diese Corona-Pandemie zurückblicken. Dass wir Gott dafür danken, dass er uns in der Krise bewahrt und gesegnet hat.
Gut! Denken Sie vielleicht. Das ist gut. Doch leider gibt es auch die andere Seite. Bei den Zieglerschen hatten wir ein Seniorenzentrum, das hohe Infektionszahlen hatte. Bei Bewohnern und Mitarbeitern. Und 8 Bewohner sind auch mit Covid-19 verstorben. Und es gibt viele Einzelschicksale um uns herum von Menschen, die erkrankt waren, aber unter erheblichen Folgen zu leiden haben. Wie ist das hier mit dem Segen und dem Angesicht Gottes in diesen Corona-Zeiten zu verstehen?
Wir haben immer wieder erlebt, wie Gott bewahrt, durchhilft und segnet.