Dass jedes Kind erlebt und spürt: Ich bin wichtig. Ich bin willkommen! | Foto: iStockphoto/Diloute
Predigt
August 2019
Hast du mich lieb?
Autor: Pfarrer Gottfried Heinzmann
50 Jahre Waldheim
Predigt am 11.08.2019, Bernhäuser Forst
Liebe Gemeinde, liebe Waldheimkinder und Waldheim-Mitarbeiter,
so war das also. So hat das angefangen. Mit Petrus und Jesus. Die Begegnung mit Jesus hat Petrus verändert. Was sich bei Petrus verändert hat und was das mit uns zu tun hat, das möchte ich an drei Geschichten deutlich machen. In der ersten Geschichte stellt sich die Frage: Wer wird ausgewählt?
1. WER WIRD AUSGEWÄHLT?
Diese Frage kennen wir. Beim Fußball auf der großen Fußballbühne. Wer wird in die Nationalmannschaft berufen? Oder zurzeit geht es um die Frage, wie der Kader der Bundesligamannschaften für die nächste Saison aussehen soll? Kommt Leroy Sané zu den Bayern, auch wenn er sich jetzt so schwer verletzt hat?
Wer wird ausgewählt? Auch bei uns auf der Bühne des Alltags stellt sich diese Frage. Wer spielt in der einen und wer spielt in der anderen Mannschaft? Im Sportunterricht und auch im Waldheim werden Mannschaften zusammengestellt. Die Besten werden zuerst gewählt und am Ende bleiben ein paar übrig. Die werden irgendwie verteilt. Eine ganz blöde Situation. Peinlich für alle Beteiligten. Und vor allem für die, die nicht ausgewählt werden.
Anscheinend muss das so sein. Oder?
Wer wird ausgewählt? Auch bei uns auf der Bühne des Alltags stellt sich diese Frage.
In Israel war das auch so. Bei den Rabbis. Das waren sehr geachtete und gelehrte Menschen in Israel. Sie waren Experten in dem Buch, das den Mittelpunkt des Lebens bildete. Dieses Buch hieß »Tora«. Heute würden wir sagen: Sie waren Experten in allen religiösen Fragen. Diese Rabbis haben sich Schüler ausgewählt. Bevor die Schüler aber überhaupt in ein Auswahlverfahren kamen, mussten sie verschiedene Stufen durchlaufen. Sie mussten die Tora, die 5 Bücher Mose, auswendig können. Nicht nur hier und da mal ein kleiner Vers oder ein Gedicht, sondern die 5 Bücher Mose komplett. Von vorne bis hinten. Auch die anderen Teile der jüdischen Bibel mussten sie kennen. Außerdem mussten sie die Kunst von Frage und Antwort beherrschen.
Nur für die Besten der Besten kam es dann in Frage, dass sie Schüler dieses Rabbis werden und ihm nachfolgen. Sie durften zu dem Rabbi gehen und vorsichtig fragen: »Ich will dein Jünger, dein Talmid, werden.« Der Rabbi hat sie dann einer strengen Prüfung unterzogen. Und wenn er tatsächlich davon überzeugt war, dass einer geeignet war, dann sagte er: »Komm und folge mir nach!«
Bei Jesus ist das anders. Wie wir gerade im Anspiel gesehen haben, gab es bei Petrus, Andreas und den anderen keine Prüfung. Da war nichts mit Kreuzverhör und intensiver Befragung. Wir wissen nicht einmal, ob die einfachen Fischer wie Petrus und Andreas irgendeine Ahnung von dem hatten, was in der Bibel steht.
Dabei war es doch gerade für Jesus ziemlich wichtig, dass er gute Jünger hatte. Er war Rabbi. Sehr angesehen. Schon mit zwölf Jahren hatte er mehr Ahnung als die Schriftgelehrten. Seine Jünger sollten mit ihm unterwegs sein und von ihm lernen. Sie sollten sich das merken, was er sagt. Sie sollten das weitergeben, was ihm wichtig war. Und doch beruft er keine ausgewählten Elite-Schüler, sondern einfache Fischer. Er wählt Menschen wie dich und mich.
Das hat Petrus von Anfang an erlebt. Jesus wählt mich aus. Nicht, weil ich der Beste der Besten bin. Nicht, weil ich so unglaublich super im Fische fangen oder so unheimlich intelligent bin. Jesus wählt mich aus, weil ich ihm wichtig bin.
Mit seiner Einladung: »Komm und folge mir nach«, macht Jesus deutlich: »Du bist mir wichtig. Ich will, dass du bei mir bist. Ich lade dich ein, mit mir zu gehen und bei mir zu bleiben. Bei mir kannst du lernen, was im Leben wichtig ist.«
Petrus hat das kapiert. Gleich am Anfang: Ich bin wichtig für Jesus. Er hat ein unglaubliches Vertrauen in mich. Er traut mir zu, dass ich von ihm lerne kann, was im Leben wichtig ist. Er traut mir zu, dass ich so werden kann wie er.
Was wir Menschen und besonders die Kinder brauchen, ist dieses Vertrauen: »Du bist wichtig. Ich vertraue dir und ich traue dir etwas zu.«
Unser Anspruch im Waldheim ist es, dass man das erleben kann. Dass jedes Kind erlebt und spürt: Ich bin wichtig. Ich bin willkommen! »Einfach spitze, dass du da bist!« – Dieses Waldheim-Lied bringt das auf den Punkt. Wir singen es gemeinsam. Für die Kinder, für die Eltern, für die Geschwister und Freunde, für die Großeltern, für die Waldheim-Mitarbeiter.
Lied Einfach spitze, dass du da bist
Eine zweite Frage:
»Jesus wählt mich aus. Nicht, weil ich der Beste der Besten bin. Jesus wählt mich aus, weil ich ihm wichtig bin. «