informationen für ehemalige heimkinder
Sich der Wahrheit stellen. Schonungslos offen sein. Verantwortung übernehmen. Unter diesen Überschriften beschäftigen die Zieglerschen sich seit 2010 mit ihrer »Heimkinder-Vergangenheit«. Wie ging es zu in den Heimen der »Zieglerschen Anstalten« in den 50er, 60er, 70er Jahren? Welche Zustände herrschten in den Einrichtungen, die zwar damals noch nicht zu den Zieglerschen gehörten, deren Trägerschaft oder Gebäude wir aber im Laufe der Zeit übernommen haben? Und wie können wir Menschen, die in diesen Einrichtungen untergebracht waren und dort möglicherweise Leid und Unrecht erfahren haben, bei der Aufarbeitung ihrer ganz persönlichen Lebensgeschichte unterstützen?
Viele Gespräche hat es seit 2010 gegeben. Wir sind Menschen begegnet, die von schrecklichen Erlebnissen berichtet haben. Wir haben von Schicksalen erfahren, die uns fassungslos und betroffen gemacht haben. Wir haben aber auch Stimmen von Menschen gehört, die gute Erinnerungen an ihre Zeit im Heim haben und die Wert darauf legen, dass nicht nur die Schattenseiten der Heimerziehung in den Vordergrund gestellt werden.
Die wesentlichen Schritte der Aufarbeitung und die wichtigsten Anlaufstellen für ehemalige Heimkinder der Zieglerschen haben wir hier zusammengestellt:
Akteneinsicht
Ein wichtiger Meilenstein in der Aufarbeitung war die Überführung unserer verschiedenen Archive in das Landeskirchliche Archiv in Stuttgart, wo Ehemalige ihre persönlichen Akten einsehen können, sofern diese erhalten geblieben sind. Anfragen zur Akteneinsicht können direkt an das Landeskirchliche Archiv gestellt werden.
Landeskirchliches Archiv Stuttgart
Dorothea Besch0711 2149-182
Das Buch »Du bist und bleibst im Regen«
Im Jahr 2014 erschien nach intensiven Recherchen das Buch »Du bist und bleibst im Regen« (wichern-Verlag, 200 Seiten, Preis: 14,95 € inkl. Versand, ISBN 978-3-88981-364-0). Die Historikerin Inga Bing-von Häfen hat an vier Einrichtungen, die zu den Zieglerschen gehören bzw. gehörten, exemplarisch untersucht, nach welchen Regeln Kinder und Jugendliche in den Heimen erzogen wurden. Die Journalistin Nadja Klinger ergänzt das Bild mit Portraits ehemaliger Heimkinder und Erzieher und zeigt, wie erlittenes Unrecht das Leben bis ins Erwachsenenalter hinein prägte.
Beratung, Anerkennung und Hilfe
Stiftung Anerkennung und Hilfe (Behindertenhilfe / Hör-Sprachzentren)
Seit etwa 2015 hat sich die Diskussion um Leid und Unrecht in Heimen zwischen 1949 und 1975 auch auf Einrichtungen der Behindertenhilfe und Psychiatrie ausgeweitet. Seit 2017 gibt es die Stiftung »Anerkennung und Hilfe« für Menschen, die als Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder der Psychiatrie Leid und Unrecht erfahren haben und heute noch an Folgewirkungen leiden. Die Stiftung bietet Betroffenen Gespräche, finanzielle Hilfen sowie öffentliche Anerkennung und Aufarbeitung an. Die Behindertenhilfe und die Hör-Sprachzentren der Zieglerschen unterstützen Menschen, die in der fraglichen Zeit in ihren Einrichtungen untergebracht waren, auf Wunsch bei der Antragstellung. Anträge können noch bis zum 30.06.2021 gestellt werden.
Fonds Heimerziehung (Jugendhilfe, BEENDET!)
Ehemalige Heimkinder, die in Einrichtungen der Jugendhilfe zwischen 1949 und 1975 Unrecht und Leid erfahren haben, konnten vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2014 Ansprüche auf Mittel aus dem »Fonds Heimerziehung« anmelden. Zum 31. Dezember 2018 hat der Fonds seine Arbeit eingestellt. Zu diesem Termin endete gemäß § 10 Absatz 1 der Satzung seine Laufzeit. Die Möglichkeit, finanzielle Leistungen aus dem Fonds in Anspruch zu nehmen, ist damit beendet.
Ehemalige können jedoch unverändert beim Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart Einsicht in ihre persönliche Akte nehmen, sofern diese noch vorhanden ist. Auch individuelle Besuchstermine in den (ehemaligen) Einrichtungen vermitteln wir, soweit möglich, gerne.
Anlauf- und Beratungsstelle der Stiftung »Anerkennung und Hilfe«
0711 61956-76
Besuche in den Einrichtungen
Für Ehemalige, die im Zuge ihrer persönlichen Aufarbeitung die Einrichtung, in der sie untergebracht waren, besuchen möchten, versuchen wir nach Möglichkeit individuelle Termine einzurichten. Für folgende Einrichtungen können wir Besuchstermine organisieren:
- ehemaliges Heilerziehungsheim Wilhelmsdorf (Anfang der 80er Jahre geschlossen, seit 1982 Wohnhäuser für Menschen mit Behinderung)
- »Rotachheim« in Wilhelmsdorf für Menschen mit Behinderung (heute: Behindertenhilfe Wilhelmsdorf)
- Haslachmühle (seit 1968 Einrichtung für Menschen mit Behinderung) bei Hasenweiler/Horgenzell
- Martinshaus Kleintobel (Jugendhilfeeinrichtung, seit 2001 in Trägerschaft der Zieglerschen)
- ehemaliges Martinshaus Altshausen (heute »Leopoldschule Altshausen«, ein Hör-Sprachzentrum der Zieglerschen)
- Hör-Sprachzentrum Wilhelmsdorf (heute: »Schule am Wolfsbühl«, ein Hör-Sprachzentrum der Zieglerschen)
- Sprachheilzentrum Ravensburg
Ihre Anfrage nimmt der Funktionsbereich Kommunikation der Zieglerschen (Kontakt: siehe blaue Box links) gerne entgegen.
Das ehemalige Kinder- und Jugenddorf Siloah in Isny, das Teil des Aufarbeitungsprojekts (Aktenüberführung und Buch »Du bist und bleibst im Regen«) war, befand sich lediglich von 2009 bis 2014 in Trägerschaft der Zieglerschen und ist mittlerweile geschlossen. Anfragen können an die Waisenhausstiftung Siloah Isny im Allgäu gerichtet werden (Kontakt: siehe unten).
Das Hoffmannhaus in Wilhelmsdorf gehörte von Beginn an zur Diakonie der Brüdergemeinde Korntal. Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link.
Die Zieglerschen
Stefan Wieland07503 929-257
Ansprechpartner und Anlaufstellen
Allgemein für »Die Zieglerschen«
Stefan Wieland
Funktionsbereichsleiter Kommunikation
Ansprechpartner für Besuchsanfragen ehemaliger Heimkinder sowie Fragen zur Geschichte der Heimerziehung bei den Zieglerschen allgemein.
Saalplatz 4
88271 Wilhelmsdorf
07503 929-257
Landeskirchliches Archiv
Stuttgart
Dorothea Besch
Diakonie-Archive
Ansprechpartnerin für die Einsichtnahme in persönliche Akten aus Einrichtungen der Zieglerschen zwischen 1949 und 1975.
0711 2149-182
Anlauf- und Beratungsstelle der Stiftung »Anerkennung und Hilfe«
Sozialverband
VdK Baden-Württemberg e.V.
Ansprechpartner bei der Stiftung
»Anerkennung und Hilfe«.
Johannesstraße 22
70176 Stuttgart
0711 61956-76
Waisenhausstiftung Siloah
Michael Mitt
Vorstandsvorsitzender
Anfragen zum ehemaligen Kinder- und Jugenddorf Siloah.
Marktplatz 12
88316 Isny im Allgäu
0151 – 70 420 993
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
Dr. jur. Karin Kellermann-Körber
Unabhängige zentrale Ansprechstelle
Ansprechpartnerin der EKD für
Missbrauchsopfer in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Tübinger Straße 6
71088 Holzgerlingen
07031 7495-17
Zentrale Anlaufstelle der EKD
Zentrale Anlaufstelle.help
Zentrale Anlaufstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland für Betroffene von sexualisierter Gewalt: http://www.anlaufstelle.help
0800 - 5040 112
Mehr Geschichte
Möchten Sie mehr über die bemerkenswerte Geschichte der Wilhelmsdorfer Diakonie wissen? 1824 wurde sie von zehn Siedlern im Moor gegründet. Im Laufe von fast zwei Jahrhunderten entwickelte sich hier – auf einem geschenkten Stück Land von König Wilhelm I. – ein Dorf der Hilfe und des Zusammenlebens von ganz unterschiedlichen Menschen. Namen, Daten, Zahlen, Fakten und wichtige Höhepunkte aus der fast 200-jährigen Geschichte des Ortes Wilhelmsdorf und der diakonischen Arbeit der Zieglerschen finden Sie hier.