»Ein großes Kompliment für die Zusammenarbeit auf Augenhöhe«
Daniel Fabian
»Ein großes Kompliment für die Zusammenarbeit auf Augenhöhe«
Daniel Fabian
Anruf bei
Dezember 2012
Daniel Fabian, Projektlehrer »Mühlezeitung«
Guten Tag, was machen Sie gerade?
Text: Daniel Fabian
Ich klebe gerade die letzten Gebärden für einen Artikel auf: »Was tun, wenn man sauer ist? – Eine Anleitung zum Schimpfen in Gebärdensprache«. Wir machen zum ersten Mal eine Ausgabe zusammen mit der visAvie von den Zieglerschen und morgen ist Redaktionsschluss. Da muss ich die Seite abliefern, dann werden sie gescannt und in das Heft eingesetzt. Wir haben dieses Mal fast die Hälfte der 24 Seiten von der visAvie gestaltet – ich bin sehr gespannt, wie das am Ende aussieht.
Es war aber auch harte Arbeit, das muss man sagen. Als Herr Schrade von der visAvie den Vorschlag für die gemeinsame Ausgabe machte, war ich erst mal begeistert: »Klar, das machen wir ...« Und dann dachte ich: Gut gebrüllt, Löwe. Ich hätte auch mal die Löwenkinder fragen sollen. Denn »Wir« sind eine Schülerzeitung und die besteht aus über 30 Redakteuren. Ich bin da nur einer davon. Also habe ich versucht, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Schülerzeitung mit ins Boot zu bekommen. Nicht einfach. Die Begeisterung hielt sich anfangs deutlich in Grenzen, die Idee war einfach zu abstrakt für sie. Je konkreter es wurde, desto mehr änderte sich dann aber die Motivationslage. Wir legten die Themen für unseren Teil fest der Ausgabe fest und die Schüler arbeiteten kreativ und mit viel Spaß an den einzelnen Projekten: Titelbild, Interview mit Jesus, Interview mit Herrn Rau, Nachrichten, Schimpfwortgebärden.
Ein wichtiger Teil unserer Arbeit beginnt ja VOR der eigentlichen Arbeit: die Festlegung der »Teams«. Wir haben Schüler mit den unterschiedlichsten Handicaps bei uns, zum Beispiel können viele weder lesen noch schreiben, andere sind gehörlos und den Stempel »geistige Behinderung« tragen alle. Ungünstige Voraussetzungen fürs Zeitungsmachen, sollte man meinen. Aber jetzt kommen eben die Teams ins Spiel: Wir schauen nicht, was die Schüler nicht können, sondern orientieren uns allein an ihren Stärken. Einer kann gut schreiben, ein anderer gut zeichnen, der nächste ist nicht auf den Mund gefallen und kann gut Interviews, ein weiterer Redakteur ist Medienspezialist. Ein Kessel voll mit unterschiedlichen Charakteren und Fähigkeiten, einmal umgerührt und fertig ist das perfekte Zeitungsteam. Die Defizite spielen kaum noch eine Rolle, die Summe der individuellen Fertigkeiten formt eine kreative und leistungsstarke Zeitungsmannschaft.
Der Höhepunkt war dann die gemeinsame Redaktionssitzung unserer »Mühlezeitung« mit den visAvie-Mitarbeitern, denen ich ein großes Kompliment machen möchte. Dank ihrer großen Bereitschaft, sich auf unsere Bedürfnisse einzustellen war es eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Das gleiche gilt für das Interview mit Herrn Rau. Ein interessantes Gespräch in einer ausgesprochen angenehmen Atmosphäre. Uns hat es wirklich Spaß gemacht, jetzt sind wir gespannt, wie das Ergebnis ankommt. Wir hoffen auf Rückmeldungen aller Art!
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visAvie-Chefredakteur Christof Schrade (2.v.l.) hatte die Idee zur Gemeinschaftsausgabe. Gegenüber sein Kollege Daniel Fabian (r.)
Was tun, wenn man sauer ist?
» Eine Anleitung zum Schimpfen in Gebärdensprache.