»Ich finde es schön, noch mal von vorne anzufangen«

Porträt

»Ich finde es schön, noch mal von vorne anzufangen«

Monika Materna

Porträt

September 2015

»Olé, olé, olé, olé...!« wenn sie derartige Jubelgesänge künftig von Ihrem Nebensitzer in der Dortmunder Fankurve hören, dann sollten Sie zweimal hinschauen. Denn der begeisterte Fan neben Ihnen könnte Monika Materna sein, die neue Leiterin des Seniorenzentrums »Im Welvert« in Villingen. Ein Porträt.

Text: Annette Scherer

Ja, Monika Materna ist Dort­mund-Fan mit Leib und Seele, stammt sie doch selbst aus der grössten Stadt des Ruhr­ge­biets. Dane­ben ist sie begeis­terte Chorsänge­rin, eine ener­gie­ge­la­dene, stress­re­sis­tente Frohna­tur und eine gute Team­bild­ne­rin. Außer Borus­sia Dort­mund liebt sie Spaghetti in allen Varia­tio­nen, offene Senio­ren­heime, die mit Leben gefüllt und von vie­len mit­ge­stal­tet wer­den. Und natürlich Rudi, ihren strup­pi­gen ehe­ma­li­gen rumänischen Stras­sen­hund.

»Ich finde es schön, noch­mals ganz von vorne anfan­gen zu können, auch wenn mir der Abschied von Bad Wald­see nicht leicht gefal­len ist«, gesteht sie kurz nach ihrem Umzug. Im Juni hat sie Abschied genom­men vom Senio­ren­zen­trum der Zieg­ler­schen in Bad Wald­see, das sie fast acht Jahre lang gelei­tet hat. Bewoh­ner, Angehörige, Mit­ar­bei­ter, Ehren­amt­li­che, junge Men­schen von der Ergo­the­ra­pie-Schule, Prak­ti­kan­ten &hel­lip; Alle waren sie da, um der sym­pa­thi­schen Lei­tungs­kraft mit Lie­dern, Sket­chen und Tänzen auf eine ganz beson­ders herz­li­che Art »Auf Wie­der­se­hen« zu sagen. Auch Stef­fen Bucher, Regio­nal­lei­ter in der Alten­hilfe der Zieg­ler­schen, dankte der belieb­ten und geschätzten Heim­lei­te­rin für alles, was sie an ihrer bis­he­ri­gen Wir­kungsstätte auf­ge­baut und ent­wi­ckelt hat. Nun freue er sich rie­sig darüber, dass sie sich ent­schie­den habe, sich in Vil­lin­gen beim Auf­bau des Senio­ren­zen­trums mit ihrer Offen­heit, Kom­pe­tenz und Erfah­rung ein­zu­brin­gen.

Von Anfang an war Monika Materna in die Pla­nun­gen des neuen Senio­ren­zen­trums der Zieg­ler­schen in Vil­lin­gen invol­viert und konnte ihre Ideen und Vor­stel­lun­gen ein­brin­gen. »Für mich war es toll, dass ich auch bei der Innen­ein­rich­tung und -gestal­tung mit­wir­ken durfte. Das wird rich­tig schön in unse­rem neuen Haus. Unser neues Bad hat eine Spru­del­ba­de­wanne und eine tolle Foto­ta­pete mit tan­zen­den Gold­fi­schen – das ist fast schon ein Well­ness­bad gewor­den«, schwärmt sie.

Seit ihrem Umzug nach Vil­lin­gen hat die 58-Jährige viel gear­bei­tet und in die Wege gelei­tet, damit der Start gelingt und die neuen Bewoh­ner sich von Anfang an wohlfühlen können. »Das waren teil­weise sehr harte Wochen«, räumt sie ein. »Doch jetzt freue ich mich, dass wir hier mit einem jun­gen und moti­vier­ten neuen Team an den Start gehen können«, erklärt sie. Ihre Stell­ver­tre­te­rin in Vil­lin­gen wird die 34-jährige Chris­tine Voll­precht. Die ers­ten Team­tref­fen fan­den bereits im Juli statt. Gemein­sam wur­den Dienstpläne bespro­chen, Arbeits­abläufe geklärt. Alle Mit­ar­bei­ter – von der Ver­wal­tung über die Haus­wirt­schaft bis zum Pfle­ge­per­so­nal – wur­den im Umgang mit demen­ten Men­schen geschult. »Das halte ich für sehr wich­tig«, erklärt Materna. Ansch­ließend haben alle gemein­sam ein lecke­res Essen gekocht. Denn ein gutes und offe­nes Mitein­an­der ist Monika Materna sehr wich­tig, sowohl mit den Bewoh­nern als auch mit den Mit­ar­bei­ten­den. »Natürlich freue ich mich auch mal über Lob, dass wir unsere Arbeit gut gemacht haben – ob an mich oder an meine Mit­ar­bei­ter. Aber ich bin auch offen für kon­struk­tive Kri­tik«, erklärt sie.

Monika Materna ist gelernte Kran­ken­schwes­ter mit viel Berufs­er­fah­rung. Vor ihrer Zeit in Bad Wald­see hat sie 10 Jahre lang in der Psych­ia­trie gear­bei­tet, 15 Jahre Ambu­lante Pfle­ge­dienste gelei­tet und in einer Alten­pfle­ge­schule als Dozen­tin gear­bei­tet. Trotz der Her­aus­for­de­run­gen, denen sich die Alten­hilfe zu stel­len hat, fin­det sie sehr posi­tive Worte für einen Beruf, der über­all mit Nach­wuchs­pro­ble­men zu kämpfen hat: »Das ist ein sehr inter­essan­ter Beruf mit ganz ver­schie­de­nen Berei­chen wie Pflege, Betreu­ung, Angehörigen­be­ra­tung, Öffent­lich­keits­ar­beit und Per­so­nalführung. Hier wird’s einem mit Sicher­heit nie lang­wei­lig. Alte Men­schen ver­stel­len sich nicht und geben viel zurück. Wich­tig ist, dass man Freude an der Arbeit hat. Man kann zu alten Men­schen bes­ser Bezie­hun­gen auf­bauen als in einem Kran­ken­haus und gleich­zei­tig vie­les aus der Grund­aus­bil­dung ein­set­zen.«

Wenn Monika Materna mal nicht arbei­tet, besucht sie ihren Lebens­gefährten in Ravens­burg, malt, liest oder sie geht mit ihrem Hund Rudi spa­zie­ren, den sie scherz­haft ihren »tiefer­ge­leg­ten Schäfer­hund« nennt. »Er zwingt mich, eine Mit­tags­pause zu machen und mit ihm zu lau­fen – das tut gut und macht frisch.« Rudi beglei­tet sein Frau­chen seit sie­ben Jah­ren von mor­gens bis abends. In Bad Wald­see hatte er sich zum Lieb­ling der Mit­ar­bei­ter und Bewoh­ner ent­wi­ckelt. Nicht sel­ten wurde Monika Materna mor­gens mit einem freund­li­chen »Guten Mor­gen, Rudi« begrüßt. Immer wie­der war der Hund gefragt als persönli­cher Beglei­ter beim Spa­zier­gang um den See. Eine alte an Demenz erkrankte Dame erkannte am Ende kei­nen Men­schen mehr. Als Rudi sie in ihrem Zim­mer besuchte, flüsterte sie sofort: »Rudi!« »Er ist ein abso­lu­ter Gold­schatz«, bestätigt auch Gabriele Moos­mann, die Nach­fol­ge­rin von Monika Materna im Senio­ren­zen­trum Bad Wald­see. Die neuen Bewoh­ner in Vil­lin­gen dürfen also auf den freund­li­chen, strup­pi­gen Wir­bel­wind gespannt sein.

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Freuen sich auf den Neuanfang: Monika Materna und ihr Team.