Deine Sprache verrät dich

Zu Beginn der 11. Klasse sagte unser Deutsch­leh­rer: »So, nun ist Schluss mit Dia­lekt! Ab jetzt wird Hoch­deutsch gere­det.« So rich­tig funk­tio­niert hat das wohl nicht. Selbst wenn ich ver­su­che, Hoch­deutsch zu reden, hört man, wo ich her­komme. So eine Erfah­rung wird auch in der Bibel erzählt. Gerade ist Jesus gefan­gen genom­men wor­den und wird dem Gericht vor­geführt. Petrus ist ihm gefolgt. Er hat Angst, mit Jesus in Ver­bin­dung gebracht zu wer­den und mischt sich unauffällig unter die Leute. Doch da wird er ange­spro­chen: »Du bist doch auch einer von denen, denn deine Spra­che verrät dich.« (Matthäus 26,73).

Unsere Spra­che verrät, wo wir her­kom­men. Doch nicht nur das. Sie verrät auch die Hal­tung, die wir ande­ren Men­schen gegenüber haben. Lei­der fal­len mir zuerst die nega­ti­ven Bei­spiele ein. Die sprach­li­chen Ent­glei­sun­gen im US-Wahl­kampf. Die popu­lis­ti­schen Paro­len über Geflüchtete, Bürger­gel­d­empfänger und Sozi­alschma­rot­zer. Aber auch die ganz alltägli­chen Gespräche über »die da« oder »den da«. Viel lie­ber rufe ich mir die posi­ti­ven Wir­kun­gen von Spra­che in Erin­ne­rung. Wenn jemand vol­ler Wertschätzung und Ach­tung von einem ande­ren Men­schen spricht. Wenn es gelingt, trotz unter­schied­li­cher Mei­nun­gen, eine gute Debatte zu führen. Wenn hoff­nungs­voll Wege in die Zukunft auf­ge­zeigt wer­den.

Kurz und präzise fasst Pau­lus diese segens­rei­chen Wir­kun­gen von Spra­che zusam­men: »Lasst kein fau­les Geschwätz aus eurem Mund gehen, son­dern redet, was gut ist, was erbaut und was not­wen­dig ist, damit es Gnade bringe denen, die es hören.« (Ephe­ser­brief 4, 29). Wie schön wäre es, wenn unsere Spra­che das ver­ra­ten würde: Dass wir aus Got­tes Gnade leben und das Gute, das wir emp­fan­gen, an andere wei­ter­ge­ben.

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