Impuls

September 2023

Mängelexemplar – ja und?

Kolumne: Pfarrer Gottfried Heinzmann

In meinem Bücherschrank steht ein unscheinbares Buch: »Lexikon der Verlierer – von Adam bis Zinédine Zidane«. Ich habe dieses Buch in der Wühlkiste eines Buchladens entdeckt, deshalb trägt es zusätzlich noch einen Stempel: »Mängelexemplar«. Das Lexikon der Verlierer als Mängelexemplar – das musste ich unbedingt haben.

Verlieren will keiner. Und wer verliert, wird als Mängelexemplar abgestempelt. Oder fühlt sich zumindest so. Und der Gewinner? Erhält den ganzen Applaus, die ganze Aufmerksamkeit und Wertschätzung.

Die Special Olympics World Games habe ich wohltuend anders erlebt. Da strahlen selbst Verlierer in die Kamera und freuen sich, dass sie dabei sind und mit den anderen gut zusammengespielt haben. Ohne diese Weltspiele überhöhen zu wollen – doch als Sportfan habe ich schon lange keine so faszinierenden Sportübertragungen gesehen. Und vor allem werde ich zum Nachdenken angeregt. Wie gehen wir mit unseren Mängeln um? Da gibt es viel zu lernen von den Athletinnen und Athleten. Was definieren wir als Mangel oder Makel? Und was bestimmt letztlich unseren Wert?

Ich merke, wie sehr wir alle angewiesen sind auf eine Grundlage in unserem Leben, die wir uns nicht selber geben können. Diese Grundlage finde ich in der Zusage Gottes, die in Jesus an jeden und jede weitergegeben wird: »Du bist geliebt!« Diese Liebe definiert meinen Wert: Ich bin ein von Gott geliebter Mensch! Aus dieser Liebe kann ich Kraft schöpfen: Ich bin geliebt, ob ich gewinne oder verliere. Mit dieser Liebe kann ich meine Mängel anschauen und sagen: »Ja, ich bin ein Mängelexemplar – aber: geliebt!«