»Viele unserer Patienten sind froh, hier zu sein«
Katja Friedrich
»Viele unserer Patienten sind froh, hier zu sein«
Katja Friedrich
Anruf bei
März 2021
Katja Friedrich, Leiterin Fachabteilung Sucht & Psychose Fachklinik Ringgenhof
Guten Tag, was machen Sie gerade?
Text: Annette Scherer
Ich sitze gerade am Computer und studiere das Patientendokumentationsprogramm. Das ist immer mein Start in den Tag, damit ich weiß, was vergangene Nacht in unserer Fachklinik los war. Direkt danach beginnt unsere Gruppentherapie. Sie findet bei uns nach wie vor in direkter Begegnung statt – natürlich unter Beachtung der aktuellen Hygieneregeln. Wir tragen überall Masken, auch während der Therapien, halten Abstand, lüften regelmäßig und haben die Gruppengrößen von 8 bis 10 auf aktuell 4 bis 5 Patienten reduziert.
Corona ist für suchtkranke Menschen besonders belastend. Viele unserer Patienten sind froh, hier zu sein und diese Zeit nicht daheim verbringen müssen. Allerdings sind die Bedingungen bei uns aktuell anders als in Normalzeiten. Wir haben weniger Patienten, weil wir keine Doppelzimmer mehr anbieten und vorsorglich einen Quarantänebereich abgetrennt haben. Durch die kleineren Gruppen bei gleicher Anzahl Therapeuten gibt es für den Einzelnen weniger Termine. Verschiedene Angebote, etwa das Training sozialer Kompetenz, können wir aktuell nicht anbieten, weil der Abstand nicht einzuhalten ist. Unsere Patienten können ihre Familien nicht sehen, keine Besuche empfangen und nicht heimfahren. Und zusätzlich gibt es nur sehr wenige Abwechslungsmöglichkeiten wie etwa mal eine Fahrt nach Ravensburg oder an den Bodensee. Insgesamt ist das eine neue Belastungssituation, die es vorher so nicht gab.