»Was wir machen, ist nicht perfekt. Aber wir machen es«

Expertentipp

»Was wir machen, ist nicht perfekt. Aber wir machen es«

Expertentipp

März 2021

Daniel Peter, 37, ist Abteilungsleiter der Sekundarstufe 5-7 an der Leopoldschule Altshausen und der Schule am Wolfsbühl Wilhelmsdorf. Ein Gespräch über Homeschooling, Lehrer, die wieder Schüler sind und die Mühen einer IT-Abteilung.

Text: Nicola Philipp

Herr Peter, wir befin­den uns gerade im zwei­ten Lock­down, die Schu­len sind zu, Home­schoo­ling ist ange­sagt. Wel­che Chan­cen bie­tet Home­schoo­ling?
Eine Chance ist auf jeden Fall, dass wir Leh­rer ganz neue Arten des Unter­rich­tens ent­de­cken. Für viele von uns war es ein großer Schritt, sich an die Tech­nik zu trauen. Ich hab immer gesagt: Ver­suchs doch, trau dich, sagen wir unse­ren Schülern, jetzt müssen wir uns selbst trauen. Und das haben wir. Wir arbei­ten end­lich mit Micro­soft Teams! Die Schüler sind beein­druckt, wenn sie ihre 55 Jahre alte Leh­re­rin in Teams sehen. Was wir gerade machen, ist nicht per­fekt. Kann es nicht sein, denn wir hat­ten keine Schu­lung. Aber wir machen es und der Druck ist raus. Ich darf tes­ten und wenn es nicht funk­tio­niert – auch kein Bein­bruch.

Sehen Sie auch Gefah­ren?
Ja, schon. Voraus­set­zung für gutes Home­schoo­ling sind End­geräte, schnel­les Inter­net und Kom­pe­tenz. Es war ein har­tes Stück Arbeit, bis alle Leh­rer und Schüler halb­wegs gut aus­ge­stat­tet waren und wir uns mit der IT-Abtei­lung abge­spro­chen hat­ten. Alle brauch­ten neue, indi­vi­du­elle Accounts. Ein Rie­sen­auf­wand! Und die Schüler sind teil­weise nicht so weit, wie ich dachte. Ein siche­res Pass­wort erstel­len, eine Mail in Out­look schrei­ben – wie geht das? Home­schoo­ling stellt immense Anfor­de­run­gen an hör- und sprach­be­hin­derte Kin­der. In der Schule können wir etwas drei­mal erklären. Im Home­schoo­ling nicht. Dann haben man­che Schüler keine gute Inter­net­ver­bin­dung, wer­den per Post ver­sorgt und bekom­men Hilfe per Tele­fon. Und dann gibt es noch die Schüler, für die selbstständi­ges Ler­nen grundsätzlich schwie­rig ist und denen wir aus der Ent­fer­nung nicht immer zufrie­den­stel­lend hel­fen können.

Ist Home­schoo­ling ein Zukunfts­mo­dell?
Ich wünsche mir eine schöne Koexis­tenz von bei­dem. Leh­rer kre­ie­ren online Inhalte, die den Unter­richt beglei­ten. Es wäre doch schade, wenn wir nach der Pan­de­mie ein­fach wie­der zurück ins ana­loge Zeit­al­ter wech­seln. Wir brau­chen ein Kon­zept für digi­ta­les Leh­ren und Ler­nen an den Hör-Sprach­zen­tren der Zieg­ler­schen – die­ses wurde erar­bei­tet und wird zur Zeit opti­miert.

Tipp

Wunsch an die Lehrer: Seid neugierig und traut euch was. Fragt nach, seid wieder Schüler, lasst euch helfen. An die Eltern: Interessiert euch für die Lebenswelt eurer Kinder, gebt nicht auf! Die Lehrer geben ihr Bestes, arbeitet Hand in Hand mit ihnen. An die Schüler: IT-Kompetenz ist mehr als Instagram und TikTok!