Olaf Sigmund, 48, ist Industrieelektroniker und Bereichsleiter der Neuland-Werkstätten. Er kam durch Zufall zur Behindertenhilfe der Zieglerschen. Doch er blieb. Denn hier fand er, was er gesucht hatte: den menschlichen Umgang mit Angestellten, Mitarbeitern und Chefs. Seit 2011 leitet er die Neuland-Werkstatt, in der rund 300 Angestellte mit und ohne Behinderungen unterschiedlichste Aufträge aus den Bereichen Metallbearbeitung, Konfektionierung, Montage und Elektronik ausführen.
Wie sind Sie zu den Zieglerschen gekommen?
Die Stelle der Werkstattleitung war über eine Personalvermittlung ausgeschrieben. Es war nicht ersichtlich, dass es sich um eine Stelle in einem sozialen Unternehmen handelt. Daher bin ich im Grunde zufällig zu den Zieglerschen gekommen. Davor war ich ausschließlich in industriellen Unternehmen tätig.
Was hat sie dazu bewegt, tatsächlich bei den Zieglerschen anzufangen?
Im meiner beruflichen Laufbahn in der freien Wirtschaft habe ich sehr oft gesehen und erlebt, dass bei Entscheidungsfindungen und deren Umsetzung der Mensch und seine Bedürfnisse vergessen oder ignoriert wurde. Da wollte ich raus, ich wollte anders mit Menschen zusammenarbeiten. Im ersten Gespräch mit der Personalvermittlerin, die mir dann etwas mehr über die Stelle erzählt hat, wurde mir klar, dass dies mein neuer beruflicher und persönlicher Weg sein muss. Da es schon immer meiner persönlichen Einstellung entsprochen hat, offen für Neues zu sein, habe ich mich auf das Arbeiten mit behinderten Menschen eingelassen und bin dankbar dafür, dass die Zieglerschen mir das ermöglichen.
Das war bestimmt am Anfang gar nicht so leicht, oder?
Eine Herausforderung zu Beginn war zum einen, die vielen neuen Themen und Fragestellungen rund um die Betreuung von Menschen mit Behinderung zu verstehen und die Zusammenhänge zu erkennen. Die Arbeit hat doch sehr viel mit Paragraphen und Vorschriften zu tun. Das war eine Flut an neuen und unbekannten Informationen, die ich verarbeiten musste. Zum anderen war für mich interessant zu sehen, wie die Menschen mit Behinderung auf den neuen Werkstattleiter reagieren und sich selber zu beobachten, wie man auf die Menschen reagiert.
Was mögen Sie besonders an Ihrem Job?
Den Umgang mit den Menschen. Die Reaktionen, die man zurückbekommt, sind sehr motivierend und ehrlich. Das Besondere ist auch die Vielfalt. Auf der einen Seite steht der Mensch mit Behinderung, an dem wir unser Handeln ausrichten, den wir bestmöglich zu integrieren und zu fördern versuchen und auf der anderen Seite stehen die Betriebswirtschaft und das technische Know how, die für meinen Beruf unerlässlich sind. Außerdem möchte ich das sehr kollegiale Miteinander hervorheben. Wir sind ein toller »Haufen« und mich erstaunt es jeden Tag, wie die Mitarbeiter im Sinne unserer anvertrauten Menschen handeln und sich mit all ihrem Können und ihrer Energie für die Menschen einsetzen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Alltag im Sinne von »jeden Tag dasselbe« gibt es nicht. Ich werde jeden Tag aufs Neue gefördert aber auch herausgefordert. Das macht mir Spaß und treibt mich an.
Was macht für Sie das Besondere an einem sozialen Beruf aus?
Die Zusammenarbeit mit den Menschen. Die Summe der Dinge macht das Besondere aus. Ich werde dazu motiviert, über den Tellerrand zu schauen und bekomme auch die Möglichkeit dazu. Ich kann eigene Ideen entwickeln und einbringen. Das Unternehmen wird nicht davon getrieben, möglichst viel Profit zu erzielen, das lässt einen viele Freiheiten.
Können Sie Ihre Fähigkeiten einbringen?
Ja, auf jeden Fall. Ich bringe Zielorientierung und Hartnäckigkeit mit. Ich mag es, die Dinge anzutreiben und voranzubringen. Dazu muss ich die Arbeitsprozesse hier bei uns gestalten, Entscheidungen treffen und die Verantwortung dafür übernehmen
Wie würden Sie Ihren Job an andere weiterempfehlen?
Der Job ist toll, wenn man in der Lage ist, sich täglich auf neue Situationen einzulassen und sich auf Menschen einzulassen. Dann bekommt man viel zurück! Das Team ist toll, wir unterstützen uns kollegial und sind füreinander da. Und auch von den betreuten Personen bekommt man viel tolles und vor allem ehrliches Feedback.
Was ich tue, erfüllt mit Leben – können Sie damit etwas anfangen?
Der Slogan passt super.