»Ich will helfen, wo andere nichts dazugeben können.«
»Ich will helfen, wo andere nichts dazugeben können.«
Dietmar Büschl
Porträt
Dezember 2024
»Es war oft hart«, sagt Dietmar Büschl über seinen Start ins Leben. »Aber so bin ich früh selbstständig geworden«. Wer den heute 62-Jährigen kennenlernt, erlebt einen offenen, sympathischen und ungewöhnlich hilfsbereiten Menschen. Um helfen zu können, »wo‘s brennt«, hat er jetzt eine eigene Stiftung gegründet: die Dietmar-Büschl-Stiftung. Das Porträt.
Text: Annette Scherer
Sein Start ins Leben war alles andere als einfach. Geboren als Frühchen mit einer durch das Medikament Contergan verursachten Körperbehinderung, verbrachte er sein erstes Lebensjahr vorwiegend im Krankenhaus. Seine Eltern waren sehr jung, voll berufstätig und mit der Situation völlig überfordert. Betreut wurde er von der Großmutter, die sich noch um vier weitere Kinder der Familie kümmern musste.
Weil er in seiner Familie als junger Mensch sehr wenig Unterstützung erfuhr, musste er sich viele alltägliche Dinge meist selbst beibringen. »Das war oft hart, aber dadurch bin ich sehr früh selbstständig geworden«, erinnert er sich. Mit 18 Jahren war er bereits 1. Vorsitzender im Selbsthilfeverein für Contergangeschädigte, in dem er sich nach wie vor engagiert. Heute sagt er dazu: »Mich sozial zu engagieren wurde mir wohl in die Wiege gelegt. Das Sozialverhalten war irgendwie schon immer in mir drin.« Schon in seiner Kindheit, die er in Markdorf verbrachte, habe er sich meist auf die Seite der Schwächeren gestellt und versucht, Menschen in Not zu helfen.
Wer Dietmar Büschl, Gründungsstifter und Kuratoriumsvorsitzender der gleichnamigen Stiftung, kennenlernt und seine Geschichte erfährt, der staunt nicht selten über seine positive Ausstrahlung sowie seine offene, sympathische und ungewöhnlich hilfsbereite Art. Die Idee, eine eigene Stiftung zu gründen, um damit etwas zu schaffen, was bleibt und womit er hilfsbedürftige Menschen unterstützen kann, hatte er bereits mit Mitte 40. Zu seinem 50. Geburtstag gründete der heute 62-jährige EDV-Kaufmann und Finanzwirt einen Verein für Menschen in Not. Und im April 2024 folgte – mit einem Startkapital von 60.000 Euro und unterstützt von Matthias Braitinger, dem Stiftungsmanager der Zieglerschen – seine eigene Stiftung, die in treuhänderischer Verwaltung der Johannes-Ziegler-Stiftung steht. Erklärtes Ziel der Dietmar-Büschl-Stiftung ist es, »zu helfen, wo’s brennt, wo andere nichts dazugeben können und es notwendig ist«, sagt er. Und betont, dass das Kriterium »notwendig« für ihn durchaus auch mal das fehlende Geld für eine Klassenfahrt oder ein »letzter Wunsch« eines alten Menschen sein kann.
Seinen Erstkontakt mit den Zieglerschen hatte Dietmar Büschl bereits während seiner Schulzeit im Körperbehindertenzentrum Weingarten. Denn der wöchentliche Schwimmunterricht fand im Hör-Sprachzentrum der Zieglerschen in Ravensburg statt. Hier lernte er den damaligen Direktor Karl Wollmann kennen: »An seine ruhige und fürsorgliche Art und sein interessiertes Nachfragen, wie es mir geht, erinnere ich mich heute noch gerne. Das hat mir damals sehr gutgetan, weil ich sehr wenig Anerkennung und Zuneigung von meinen Eltern bekommen habe.« Sehr positiv hat er auch seinen Zweitkontakt mit den Zieglerschen in Erinnerung: Seine heute 34-jährige Adoptivtochter mit Assistenzbedarf ging einige Jahre im Haus Waldeck, ebenfalls eine Einrichtung des Hör-Sprachzentrums, zur Schule. »Die kleinen Klassen und die dadurch bessere direkte schulische Betreuung waren toll für unsere Anna«, hat er erfahren.
»Ich hatte immer wieder Glück, dass ich gute Menschen kennengelernt habe, die mich unterstützt haben«, sagt er rückblickend. Und: »Ich bin unheimlich dankbar für die Unterstützung der Zieglerschen bei der Gründung meiner Stiftung! Ich merke, das passt wirklich total zusammen!«
Heute ist es Dietmar Büschl ein Anliegen, zu zeigen, dass man auch als Mensch mit Behinderung vieles erreichen kann. »Man muss nur an sich glauben und es probieren«, sagt er. Räumt aber auch ehrlich ein: »Als Mensch mit Behinderung musst du oft 120 Prozent geben, um anerkannt zu werden.« Wenn er nicht gerade Menschen in seinem Umfeld hilft, genießt er seinen Ruhestand gerne bei Fahrten mit seinem Wohnmobil nach Spanien oder Ostfriesland. Oft besucht er dabei Bekannte, Freunde und Verwandte. Seit 30 Jahren trifft er sich mittwochs mit Freunden zum Kartenspielen. Er fährt gerne Fahrrad und kocht. Am liebsten Kässpätzle oder Linsen mit Spätzle. Und was wünscht er sich zu Weihnachten? »Am liebsten ganz viele Spender für meine Stiftung, damit wir gemeinsam noch viele Menschen unterstützen und ihnen eine Freude machen können!«
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