»Die Spenden sind meine Art, Danke zu sagen«
Hermine Looser
»Die Spenden sind meine Art, Danke zu sagen«
Hermine Looser
Interview
Juni 2013
Interview mit Hermine Looser (70) aus Rottweil, einer langjährigen und treuen Spenderin der Zieglerschen über ihren gehörlosen Sohn, zwei Stühle und ihr Lebensprinzip
Text: Petra Hennicke
Frau Looser, Sie spenden seit vielen Jahren regelmäßig Geld für die Zieglerschen. Wie kam es dazu?
Mein Sohn ist gehörlos und wurde viele Jahre in Wilhelmsdorf betreut. Er kam mit vier Jahren dort in die Kita und ist später auch da zur Schule gegangen. Als Mutter hatte ich immer das Gefühl, dass er sehr gut aufgehoben ist in Wilhelmsdorf. Er hat so viel gelernt und die Leute waren so unglaublich nett. Jedes Mal, wenn ich an Wilhelmsdorf denke, bin ich Gott dankbar. Die Spenden sind meine Art, Danke zu sagen.
Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Spende?
Nicht mehr genau. Aber ich weiß, dass ich früher nur ganz wenig Geld hatte. Als es dann besser wurde, gab es irgendeinen Impuls, dass ich gespendet habe. Das war vor gut 20 Jahren. Seitdem gebe ich jedes Jahr etwas an die Zieglerschen.
Für welche Projekte spenden Sie konkret?
Ich bekomme ja regelmäßig Briefe, in denen beschrieben wird, wofür Spenden gebraucht werden. Gerade jetzt habe ich zum Beispiel etwas für Kinder gegeben, die nicht in die Sommerferien fahren können, weil ihre Eltern kein Geld haben. Ich konnte mir selbst ganz lange keinen Urlaub leisten. Auch für ältere Leute habe ich gespendet, damit die sich mal zurückziehen können in den Raum der Stille. Ich gucke mir die Briefe immer genau an und wenn ich weiß, dass ein Ausflug zum Affenberg zum Beispiel soundso viel kostet, dann mache ich damit gezielt eine Freude. Mir ist es wichtig, dass ich jedes Mal neu entscheiden kann, was mir am Herzen liegt und wofür ich spenden will.
Auch für den Bau der neuen Kapelle in Bad Saulgau haben Sie gespendet. Und zwar etwas ganz Besonderes ...
Ja, ich wollte für die Kapelle gerne etwas geben, aber ich wollte genau wissen, wofür. Also habe ich bei den Zieglerschen angerufen und mir alles erklären lassen. Im Gespräch sind wir dann drauf gekommen, dass ich doch direkt zwei Stühle bezahlen könnte. Und das haben wir so gemacht. Gerade vor ein paar Tagen war ich wieder mit meinem Mann in Bad Saulgau im Urlaub. Da sind wir in die Kapelle gegangen und haben uns auf zwei Stühle gesetzt. Da habe ich zu meinem Mann gesagt: ›Du, die zwei Stühle haben wir bezahlt.‹ Das ist doch toll!
Haben Sie einen Wunsch an die Zieglerschen?
Nein. Immer wenn ich bei den Zieglerschen anrufe, sind alle sehr sehr freundlich. Einmal haben sie mir sogar geholfen, wie man das macht mit der Überweisung im Internet. Fand ich sehr nett. Was mir auch gut gefällt bei den Spendenaufrufen, dass ich immer genau erfahre, was wieviel kostet. Ich möchte nicht so ins Blaue spenden, sondern wissen, was ich schenke.
Was würden Sie jemandem sagen, der Sie fragt, ob er auch für die Zieglerschen spenden soll?
Ich habe für mich eines gelernt: Nicht nach oben zu schauen, nach dem, was mir fehlt, sondern nach unten zu schauen, zu denen, denen es ganz arg schlecht geht. Das würde ich auch anderen sagen. Denn das hat mir in so manch schwieriger Situation im Leben geholfen. Mein Sohn ist jetzt 48 Jahre und arbeitet seit 28 Jahren in der gleichen Firma, manchmal sogar als Ausbilder. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder, die nicht gehörlos sind – das macht mich alles sehr glücklich. Und der Anfang von allem war bei den Zieglerschen. Deshalb bin ich jedes Mal, wenn ich an Wilhelmsdorf denke, dankbar.
Vielen Dank für das offene Gespräch.