»Der Vesperkirche helfen? Ich hab sofort ja gesagt«

Christian Rohde

Interview

»Der Vesperkirche helfen? Ich hab sofort ja gesagt«

Christian Rohde

Interview

März 2013

Vom 28. Januar bis zum 16. Februar 2014 öffnet in Ravensburg wieder die Vesperkirche. Christian Rohde, Torhüter der Ravensburg Towerstars, die derzeit in der Deutschen Eishockeyliga 2 ganz vorne mitspielt, ist Pate des Projekts. Warum der 32-Jährige sofort Ja gesagt hat und nun zu Spenden und Hilfe aufruft, das erklärt er im Gespräch.

Text: Harald Dubyk

Chris­tian Rohde war­tet schon. Frisch geduscht sitzt er im Restau­rant der Ravens­bur­ger Eiss­port­halle. Vor ihm steht ein halb­vol­les Glas mit Apfel­saft­schorle, dane­ben liegt sein Smart­phone. Der 31-Jährige kommt gerade vom Trai­ning mit sei­ner Mann­schaft, den Ravens­burg Tower­stars. So sieht er also aus, der Torhüter der Ravens­bur­ger Eis­hockey­mann­schaft, die der­zeit in der Deut­schen Eis­hockey­liga 2 (DEL 2) im vor­de­ren Drit­tel der Tabelle spielt. Die meis­ten ken­nen Chris­tian Rohde nur dick ver­packt und mit Gesichts­schutz. So kann er sich fast hel­den­mu­tig in die her­an­ra­sen­den Pucks wer­fen und sein Team vor einem Gegen­tor bewah­ren.

Das Gespräch heute dreht sich – aus­nahms­weise – nicht um Eis­hockey. Die Ravens­bur­ger Ves­per­kir­che 2014 steht im Mit­tel­punkt. Chris­tian Rohde hat sich spon­tan berei­terklärt, für die­ses Pro­jekt Pate zu ste­hen und zu Spen­den und Unterstützung auf­zu­ru­fen. Vom 28. Januar bis zum 16. Februar 2014 öffnet sie in der evan­ge­li­schen Stadt­kir­che bereits zum sechs­ten Mal ihre Pfor­ten. »Für mich stand außer Frage zu hel­fen«, sagt er, »die Ves­per­kir­che ist eine gute Sache, hier wird Men­schen gehol­fen, die nichts oder nur sehr wenig haben, und das mit­ten in Ober­schwa­ben«. Die Ravens­bur­ger Ves­per­kir­che, gemein­sam getra­gen vom Dia­ko­ni­schen Werk Ravens­burg und den Zieg­ler­schen aus Wil­helms­dorf, ist ein rei­nes Spen­den­pro­jekt. 80.000 Euro kos­tet die Durchführung der Ves­per­kir­che ins­ge­samt.

Chris­tian Rohde ist in Füssen im beschau­li­chen wie schönen Ostallgäu gebo­ren und auf­ge­wach­sen. Hier habe er, wie er sagt, eine ganz nor­male Kind­heit ver­bracht. Das Thema Armut war weit weg, der jährli­che Urlaub selbst­verständlich. »In mei­nem Umfeld kam ich, und das ist heute auch noch so, kaum mit Armut direkt in Kon­takt.« Und den­noch weiß er, dass es viele Men­schen im wohl­ha­ben­den Ober­schwa­ben gibt, die mate­ri­ell wie see­lisch arm sind, kaum mit dem Geld, das sie zur Verfügung haben, über die Run­den kom­men, ein­sam sind und sich nach etwas mit­mensch­li­cher Wärme seh­nen. Hier setzt das Prin­zip der Ravens­bur­ger Ves­per­kir­che an. Die­je­ni­gen, die nichts oder nur wenig haben, fin­den in den knapp drei Wochen Anspra­che, ein günsti­ges und war­mes Mit­ta­ges­sen, Gebor­gen­heit und Halt. Und einen beheiz­ten Raum zum Ver­wei­len, was nicht selbst­verständlich ist in Zei­ten stei­gen­der Ener­gie­kos­ten.

Füssen, Augs­burg, Duis­burg, Han­no­ver und Heil­bronn. So hießen die Sta­tio­nen im Eis­hockey­le­ben des Chris­tian Rohde, bevor er 2008 zu den Ravens­burg Tower­stars kam. Schon als jun­ger Mensch hat er eini­ges gese­hen in der Repu­blik. Nicht nur Eisflächen und her­an­flie­gende Pucks.

In Duis­burg zum Bei­spiel lebte er gegenüber einem Heim für Asyl­be­wer­ber. Auch wenn er deren Leben nur aus schein­bar siche­rer Ent­fer­nung beob­ach­tete, beschäftigte es den jun­gen Mann. »Das war schon hart zu sehen, wie die dort leb­ten. Von ihrem persönli­chen Schick­sal, das zur Flucht aus ihrem Hei­mat­land führte, ganz zu schwei­gen«, sagt er. Chris­tian Rohde denkt kurz nach: »Eigent­lich sind wir in Deutsch­land doch ganz gut auf­ge­stellt.« Und so etwas wie die Ves­per­kir­che zeige ihm, dass es in einer Wohl­stands­ge­sell­schaft zum Glück viele Men­schen gibt, die sich um die Bedürfti­gen kümmern. Auch in Ober­schwa­ben!

Chris­tian Rohde ist ange­kom­men in Ravens­burg. Er lebt in einem Teilort von Ravens­burg in einem Eigen­heim, hat eine Fami­lie mit zwei klei­nen Kin­dern und ein Umfeld, in dem er sich als Mensch sehr wohlfühlt. »Ein­sam zu sein, das wäre für mich beson­ders schlimm«, sagt er. Ein­sam­keit und gesell­schaft­li­che Iso­la­tion seien häufig Fol­gen von mate­ri­el­ler Armut, weiß Chris­tian Rohde. Gerade des­we­gen setze er sich für die Ravens­bur­ger Ves­per­kir­che ein. Er gehöre zum Glück zu den Men­schen, die geben könnten.