»Die Auswirkungen der Krise werden uns Jahre begleiten«
»Die Auswirkungen der Krise werden uns Jahre begleiten«
Interview
September 2020
Markus Lauxmann ist kaufmännischer Vorstand der Zieglerschen. Nach Abschluss der Bilanz 2019 konnte er zufrieden sein – dann kam die Corona-Krise ... Welche wirtschaftlichen Folgen wird sie für die Zieglerschen haben?
Text: Sarah Benkißer
Tourismus, Einzelhandel, Autoindustrie ... die Corona-Krise hat viele Bereiche wirtschaftlich schwer getroffen. Wie steht es bei den Zieglerschen?
Endgültig können wir es noch nicht sagen, die Pandemie ist ja noch nicht vorbei. Was die Fallzahlen betrifft, so sind wir bisher gut gefahren. Aber ökonomisch trifft uns die Krise. Da sind einerseits hohe, ungeplante Mehrausgaben etwa für Schutzkleidung, IT-Investitionen oder Mehraufwand durch Infektionsschutz. Andererseits sind unsere Einnahmen durch Belegungseinbrüche geschmälert, vor allem in der Suchthilfe. Wäre in den Suchtkliniken auch nur ein einziger Fall aufgetreten, hätte die Deutsche Rentenversicherung als Kostenträger alle Therapien sofort beendet und die Zahlungen eingestellt. Daher mussten wir hier sehr vorsichtig agieren. Bisher kam es zum Glück nicht zum Äußersten – aber unsere Vorsicht wird deutliche Spuren im Ergebnis hinterlassen.
Können die Zieglerschen auf staatliche Hilfen zurückgreifen?
Ja, das Krankenhausentlastungsgesetz und das Sozialdienstleister-Entsendegesetz helfen uns, vor allem die hohen finanziellen Belastungen in der Pflege abzufedern. Leider gilt das nicht für die Betreuung – eine fatale Ungleichbehandlung wie schon bei der Corona-Prämie. Die Pflegekraft im Seniorenheim hat die Prämie bekommen, ihre Kollegin in der Tagesbetreuung nicht. Das ist nicht gerecht. Für den Betreuungsbereich müssen vergleichbare Hilfspakete geschnürt werden, sonst droht eine Zweiklassengesellschaft. Wir rechnen trotz der Hilfen mit großen Verlusten – voraussichtlich im hohen sechsstelligen Bereich.
Was bedeutet das für die Zieglerschen?
Die Auswirkungen der Pandemie werden uns über Jahre beeinflussen. Durch die diversen Rettungsschirme ist der Bundeshaushalt schon jetzt mit über einer Billion Euro belastet, hinzu kommt das europäische Hilfspaket. Auch die Kommunen müssen mit geringeren Gewerbesteuereinnahmen rechnen. Die öffentlichen Kassen sind also stark unter Druck und das werden wir, und die Menschen, die sich uns anvertrauen, spüren. Gute Lösungen können wir hier nur gemeinsam finden: Führungskräfte und Mitarbeitende, Leistungserbringer, Kostenträger und Politik.
Tipp
Die Corona-Krise hat es gezeigt: Soziale Berufe sind nicht nur systemrelevant, sondern auch krisensicher. Während in vielen Branchen bereits Entlassungen gemeldet wurden und weitere drohen, ist die Nachfrage nach Personal im sozialen Bereich weiterhin hoch. Mehr auf: www.zieglersche.de/stellenanzeigen