Titelthema

Dezember 2013

Ich wünsche mir...

Haben Sie Ihre Wünsche für das Weihnachtsfest schon formuliert? Oder fürs kommende Jahr? Was sich die Menschen in den  Zieglerschen wünschen, das haben wir für diese Ausgabe einmal erfragt. Lesen Sie von kleinen und großen Wünschen – nicht nur zur Weihnachtszeit.

Text: Catharina Schultheiss, Eva Huchler, Katharina Stohr, Harald Dubyk, Jens Walther und Annette Scherer

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Etwas, was man nicht für Geld kau­fen kann ...

Im Reli­gi­ons­un­ter­richt der 3. Klasse des Hör-Sprach­zen­trums in Fried­richs­ha­fen haben sich die Schülerin­nen und Schüler mit dem Thema Wünsche beschäftigt. Vor­aus­ge­gan­gen war das Thema Sankt Mar­tin und Tei­len und die Aktion Weih­nach­ten im Schuh­kar­ton. Nun soll­ten sich die Drittklässler Dinge über­le­gen, die sie sich zu Weih­nach­ten wünschen. Ein­mal einen Wunsch, den man sich mit Geld erfüllen könnte und etwas, dass man sich nicht für Geld kau­fen kann. Zum Abschluss soll­ten sie ihre Wünsche auf ein Bild malen. Her­aus­ge­kom­men sind fol­gende Dinge:

Ich wünsche mir eine 3D Kamera und
dass ich später mal jeman­den hei­ra­ten kann.
Lara

Ich wünsche mir ein neues Brett­spiel.
Ich wünsche mir, dass ich immer gute Freunde habe.
Louis

Ich wünsche mir eine neue Ski Ausrüstung, mit Ski und
Schu­hen und allem drum und dran. Mein zwei­ter
Wunsch ist, dass alle Men­schen in Afrika immer
genügend zum Essen haben, sie leben können und
nicht so viele ster­ben.
Phil­ipp

Ich wünsche mir eine neue Tauch­ausrüstung mit
Anzug, Tau­cher­brille, Flos­sen und allem was dazu gehört.
Außerdem wünsche ich mir, dass Gott auf uns auf­passt
und uns immer liebt.
Ste­fan

Ich wünsche mir einen Hasen und einen Hasen­stall
mit Fut­ter. Mein zwei­ter Wunsch ist, dass Mama
und Papa mich immer so feste lieb haben wie jetzt.
Luca

Ich wünsche mir einen Play­mo­bil Kran und einen
Play­mo­bil Kip­p­las­ter. Außerdem wünsche ich mir,
dass keine Tiere mehr vom Aus­ster­ben bedroht sind.
Roger

Ich wünsche mir einen Hund.
Außerdem wünsche ich mir, dass meine Fami­lie
immer gesund bleibt.
Ricardo

Ich wünsch mir ein neues Mäppchen.
Als Zwei­tes wünsche ich mir, dass meine
Fami­lie gesund bleibt.
Damian

Ich wünsche mir ein neues Radio. Außerdem
wünsche ich mir, dass ich immer gesund bleibe,
und dass es immer liebe Men­schen gibt.
Lisa

Ich wünsche mir ein Quad. Außerdem wünsche
ich mir, dass meine Nach­ba­rin mich liebt.
Manuel

Es war schön, die vie­len unter­schied­li­chen Dinge zu hören, die sich die Kin­der wünschen. Jetzt hof­fen wir natürlich, dass möglichst viele unse­rer Wünsche in Erfüllung gehen.

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»... lebenslänglich Gesund­heit«

Das nennt Johan­nes Rüger mit einem Augen­zwin­kern an ers­ter Stelle, als ihn die visAvie nach sei­nen Weih­nachtswünschen befragt. Der 24-jährige Alten­pfle­ger mit der Zusatz­qua­li­fi­zie­rung zur Geron­to­psych­ia­tri­schen Fach­kraft arbei­tet seit vier Jah­ren im Senio­ren­zen­trum am Brun­nen­rain in Plüder­hau­sen bei Schorn­dorf. Und gleich als nächs­tes folgt: »Im nächs­ten Som­mer werde ich hei­ra­ten. Für unsere Ehe und für unsere hof­fent­lich zukünftige Fami­lie wünsche ich mir und mei­ner zukünfti­gen Frau ein­fach alles Gute, dass wir gemein­sam die Her­aus­for­de­run­gen der Zukunft meis­tern können und viele gute Erleb­nisse und Zei­ten haben wer­den. Und zwar so lange wie möglich!«

Gen­auso am Her­zen liegt ihm seine Arbeit: »Meine Arbeit ist klasse, die mache ich total gerne. Aber ins­ge­samt sinkt bei mir und auch bei vie­len Kol­le­gen die Zufrie­den­heit ange­sichts unse­rer unglaub­lich engen Rah­men­be­din­gun­gen. Ich wünsche mir und uns, dass es gelingt, diese Rah­men­be­din­gun­gen deut­lich zu ver­bes­sern. Und das muss auf Bun­des­ebene gesche­hen! Da muss sich echt poli­tisch was verändern!« Wich­tig sind ihm auch seine Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen. Für diese wünscht er sich, dass sie lange im Beruf ver­blei­ben können: »Wir alle lie­ben unse­ren Beruf, die­sen haben wir ergrif­fen, weil uns die Arbeit mit unse­ren Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern soviel Freude macht. Aber immer mehr von uns geben immer früher die­sen Beruf auf, weil die Rah­men­be­din­gun­gen so schwie­rig gewor­den sind. Für meine Kol­le­gen wünsche ich mir, dass sie länger im Beruf ver­blei­ben können, dass ihre Gesund­heit erhal­ten bleibt und dass sie ein­fach die Freude an ihrer Tätig­keit nicht ver­lie­ren.«
Johan­nes Rüger, Mit­ar­bei­ter im Senio­ren­zen­trum am Brun­nen­rain, Plüder­hau­sen

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»... dass ich bald wie­der nach Hause kann«

Katha­rina Klaus, Jahr­gang 1922, ist vor weni­gen Wochen frisch ein­ge­zo­gen im Senio­ren­zen­trum Im Brühl in Aldin­gen. Noch ist man­ches für sie unge­wohnt, doch sie fühlt sich wohl in ihrer neuen Umge­bung. Nach ihren Wünschen in die­sem neuen Zuhause befragt, weiß sie genau, wor­auf sie sich freut: »Ich möchte viele gute Gespräche mit mei­nen Mit­be­woh­ne­rin­nen und Mit­be­woh­nern führen können. Und an den vie­len schönen Ver­an­stal­tun­gen möchte ich auch gerne teil­neh­men«. Gerade auch für letz­tere ist das Senio­ren­zen­trum in Aldin­gen weit bekannt. Doch ihr größter Wunsch ist trotz allem: »Ich hoffe sehr, dass ich im Frühjahr wie­der nach Hause und wie­der dort leben kann.«
Katha­rina Klaus, Bewoh­ne­rin des Senio­ren­zen­trums Im Brühl, Aldin­gen

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»... weni­ger Wut und Scham«

»Ich wünsche mir, sta­bil zu blei­ben und möchte ein tro­ckenes Weih­nachts­fest erle­ben, ein­fach nur schöne und unbe­schwerte Tage im Kreis mei­ner Fami­lie. Kochen an Weih­nach­ten. Ich freue mich auch auf mei­nen Sohn, der extra von Düssel­dorf zu Weih­nach­ten anreist. Fürs neue Jahr wünsche ich mir Sta­bi­lität, möchte noch zufrie­de­ner wer­den als jetzt, weni­ger Wut und Scham, Urlaub ohne Alko­hol und natürlich wünsche ich mei­nem Sohn alles Gute für 2014. Ich wünsche mir auch, meine ambu­lante Reha im Anschluss an meine Zeit in der Tages­reha erfolg­reich zu absol­vie­ren. Für mein Leben wünsche ich mir viele, zufrie­dene Jahre mit mei­ner Frau, vor allem aber auch rückfall­freie Jahre und dass ich offe­ner und gedul­di­ger werde. Mei­nen Angehörigen wünsche ich Gesund­heit, Zufrie­den­heit und Freude. Und noch was: Ich wünsche mir eine Gesell­schaft mit weni­ger Ell­bo­gen­men­ta­lität, weni­ger Pro­fit­gier und mehr Tole­ranz unter den Men­schen.
Robert F., Pati­ent der Tages­reha Boden­see-Ober­schwa­ben in Ravens­burg»

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»... die Antriebs­kraft, wie ich sie früher hatte«

Für Weih­nach­ten wünsche ich mir besinn­li­che Tage. Ich möchte das Ursprüngli­che des Weih­nachts­fes­tes erle­ben. Für 2014 wünsche ich mir Gesund­heit und eine zufrie­den­stel­lende Arbeits­situa­tion. Für mein Leben wünsche ich mir die Antriebs­kraft, wie ich sie früher hatte. Mei­nen Eltern wünsche ich, dass sie als Rent­ner neue Lebens­in­halte fin­den und ein Leben mit weni­ger Sor­gen. Für meine Freunde Gesund­heit und Zufrie­den­heit. Ansons­ten weni­ger Neid, mehr Gelas­sen­heit und Tole­ranz.«
Mar­kus H., Pati­ent der Tages­reha Boden­see-Ober­schwa­ben in Ravens­burg

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»... Handy, Com­pu­ter und so«

Belus­tigt schüttelt die 16-jährige Lea ihre dunkle Mähne und streift sich den Pony aus dem Gesicht, als ihre Mitschüler neu­gie­rig fra­gen, was sie denn nun vor­habe. Gerade noch eben Mathe und Geo­me­trie gebüffelt, steht sie mit vie­len ande­ren Jugend­li­chen in der großen Pause auf dem Schul­hof des Mar­tins­haus̓ Klein­to­bel, bevor es wei­ter zum Wünsche-Inter­view in die Mensa geht. »Lea setzt für die visAvie lau­ter Gerüchte über euch in die Welt«, wit­zelt ihre Leh­re­rin hin­ter­her und stei­gert somit die Neu­gierde der ande­ren. Gelächter folgt. Lea, deren Namen für die­sen Bei­trag geändert wurde, muss nicht lange über­le­gen, als es um Wünsche zu Weih­nach­ten geht: »Handy, Com­pu­ter oder so«, sagt sie, die vor drei­ein­halb Jah­ren in die Schule für Erzie­hungs­hilfe der Jugend­hilfe kam und der­zeit die zehnte Klasse besucht. Jetzt heißt es erst ein­mal die Mitt­lere Reife absol­vie­ren und dann mit Voll­gas in die Zukunft düsen: »Ich wünsche mir einen Aus­bil­dungs­platz zur Fri­seuse«, sagt sie und wickelt sich eine Strähne um den Fin­ger: »Meine Haare schneide ich meis­tens sel­ber«, und nach­dem sie einen aner­ken­nen­den Blick für ihre tolle Fri­sur erhält: »Das mache ich, seit ein Fri­seur mei­nen Pony nicht rich­tig geschnit­ten hat.« Außerdem wünscht sie sich, glücklich zu sein. Was es dazu benötigt? »Dazu fällt mir spon­tan noch nichts ein.« Ein paar Minu­ten später aber ist es da: Sie formt ihre Hände zu einem Herz und zeigt damit ihre Glücks-Zutat. Ihren Freun­den wünscht sie, »dass sie nicht abstürzen, son­dern glücklich sind.« Über Weih­nach­ten fährt sie heim zu ihrer Fami­lie. Dazu wünscht sie sich einen Tan­nen­baum, dass alle zusam­men sind und über­haupt, dass ihre Fami­lie gesund bleibt. Lea wohnt außerhalb der Ferien mit vier ande­ren Mädels zusam­men in einer Außenwohn­gruppe in Berg. Außer gele­gent­li­chen »klei­ne­ren Zicke­reien« sei es prima dort. Des­halb soll es in der Außenwohn­gruppe so blei­ben, wie es ist. »Ich mag nicht, wenn jemand mir sagt, wie ich malen soll«, ant­wor­tet Lea auf die Frage, ob sie sich für ihr Hobby eine wei­tere Aus­bil­dung wünsche. Denn sie malt für ihr Leben gerne, mit Blei­stift und eige­nen Skiz­zen und Ideen im Kopf. Schon längst hat die Schul­glo­cke wie­der durch die Flure geschrillt. Lea wirft wie­der ihr dunkles Haar in den Nacken, als ihr noch ein wei­te­res Hobby einfällt: »Shop­pen – das ist toll«. Und dann verrät sie, was ihre Klei­dung schon erah­nen lässt: »Ich trage gerne schwarz.
Lea, Schülerin am Mar­tins­haus Klein­to­bel

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»Mehr Zeit für jeden Ein­zel­nen«

»Ich hätte gern mehr Zeit für unsere Bewoh­ner, zum Bei­spiel nur mal mit einem statt meh­re­ren Bewoh­nern zum Schwim­men gehen und den Tag genießen oder einen lan­gen Aus­flug machen und auf Weih­nachtsmärkte nach Stutt­gart und Ulm gehen. Das heißt aber auch, mehr Geld zur Verfügung haben. Sol­che Ausflüge können wir nur ein­mal im Jahr machen, meis­tens im Som­mer. Schön wäre auch, am Abend mal nicht immer das Glei­che zu machen, nicht nach Dienst­plan wie Spa­zie­ren­ge­hen, Abendes­sen, Zubett­ge­hen. Son­dern viel­leicht mal in den Ort gehen und etwas trin­ken gehen und dort den Tag aus­klin­gen las­sen. Sich mit ande­ren tref­fen in der Öffent­lich­keit. Wie andere »nor­male« Leute, wenn sie Fei­er­abend haben, zum Bei­spiel an lauen Som­mer­aben­den noch einen alko­hol­freien Cock­tail oder einen Rad­ler trin­ken. Oder ein­fach nur ein Eis essen. Jetzt habe ich mal die Rea­lität weg­ge­las­sen und geschaut, was ich so mache, wenn ich Zeit, Urlaub und Geld habe. Und wenn ich so nach­denke, dann fällt mir auf, dass unsere Leute sehr wenig Geld haben und sol­che Unter­neh­mun­gen sich kaum leis­ten können. Und wenn Geld da ist, dann fehlt uns die Zeit, um sol­che Dinge zu ver­wirk­li­chen. Schade eigent­lich. Viel­leicht kommt ja doch noch ein Wun­schen­gel vor­bei und erfüllt uns die klei­nen Wünsche. Man sollte ja immer posi­tiv den­ken.«
Eine Mit­ar­bei­te­rin aus dem Wohn­be­reich der Behin­der­ten­hilfe

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»End­lich eine Gehalts­erhöhung«

Was ich mir wünsche? End­lich eine Gehalts­erhöhung, dann will ich irgend­wann ein Wohn­mo­bil bezie­hungs­weise einen VW-Bus kau­fen und mit mei­nem Mann die Welt berei­sen. Erste Sta­tio­nen: Kala­brien und Nor­we­gen.«
Eine Leh­re­rin aus der Has­lachmühle

 

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Han­dys, Lap­tops und Play­sta­ti­ons wol­len wir alle gern.

Schüler aus der Has­lachmühle

Heinz wünscht sich eine neue Gitarre
Ser­kan wünscht sich Bettwäsche sei­nes Lieb­lingsfußball­ver­eins Fener­bace Istan­bul
Patri­cio möchte viel Taschen­geld haben, um im Media­markt viel ein­kau­fen zu können. Und dass er jedes Woche­n­ende nach Hause und seine Mut­ter besu­chen kann. Er möchte eine Freun­din haben.
Die drei sind Bewoh­ner der Behin­der­ten­hilfe in Wil­helms­dorf

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»... end­lich den Führer­schein«

Eigent­lich bin ich wunsch­los glücklich. Für 2014 wünsche ich mir aber doch was: Ich möchte mei­nen Führer­schein machen, meine Woh­nung ein­rich­ten und eine Aus­bil­dung zum Land­schafts­gärtner begin­nen.«

Lucas Prei­ser, Mit­ar­bei­ter bei Neu­land

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» ... dass es mei­nem Nef­fen Luca gut geht«

Ich wünsche mir, dass ich bei der Stadt Wein­gar­ten eine Arbeits­stelle antre­ten kann. Ich möchte auf jeden Fall den Führer­schein machen und in mei­nem Team erfolg­reich Fußball spie­len. Und dass es mei­nem Nef­fen Luca gut geht.«
Anto­nio Nuz­zi­ello (gebürtig in Mai­land)
 

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»Ich möchte gern alleine woh­nen«

Ein Wunsch hat sich bereits erfüllt: Ich habe in der Neu­land-Firma ange­fan­gen. Gerne möchte ich den Führer­schein machen, ich möchte alleine woh­nen und den Haupt­schul­ab­schluss nach­ho­len. Mei­nen Freun­den wünsche ich, dass sie gesund leben.«
Timo Nat­zen­burg

Erfahren Sie mehr

Schüler des Hör-Sprachzentrums in Friedrichshafen

Johannes Rüger, Mitarbeiter im Seniorenzentrum am Brunnenrain, Plüderhausen

Katharina Klaus, Bewohnerin des Seniorenzentrums Im Brühl, Aldingen

Lucas Prei­ser (l.) und Antonio Nuziello, Mitarbeiter der NEULAND-Gärtnerei