Titelthema

Oktober 2013

Alles Zieglersche – oder was?

59 Standorte von Schorndorf bis zum Bodensee – hier findet man heute die Zieglerschen. Hier werden Menschen ge­pflegt oder beherbergt. Hier lernen oder leben sie. Hier erhalten sie Rat oder Hilfe. Doch wie sieht es an diesen »Standorten« eigentlich konkret aus? Unsere Autorin Katharina Stohr unternahm im Sommer eine fast drei­monatige Reise durch die Zieglerschen – und zwar im Twingo und mit sehr ungewöhnlicher Begleitung ...

Text: Katharina Stohr

Ich war noch nicht mal rich­tig auf der Welt – da war bereits klar, wie ich aus­se­hen würde: Schmu­cke 170 Zen­ti­me­ter Länge und 40 Zen­ti­me­ter Höhe aus anschmieg­sams­tem Alu-Dibond-Mate­rial – und das rest­li­che Out­fit stand in einem Heft namens CD-Manual der Zieg­ler­schen fest­ge­schrie­ben. Viel kras­ser war jedoch, wie sich mein ers­ter Som­mer 2013 gestal­ten würde. Während andere auf fer­nen Inseln im Sand lie­gend vor sich hin träumten, durfte ich die heißesten Monate durch Baden-Württem­berg gon­deln und zehn der ins­ge­samt 59 Stand­orte der Zieg­ler­schen besu­chen. Na gut, wenigs­tens hatte ich eine eigene  Rou­ten­pla­ne­rin und Chauf­feu­rin, die mich vor jeder Fahrt lie­be­voll ver­packte und dann in ihren Twingo presste.

Auf­re­gend war es dann schon, als ich bei der ers­ten Sta­tion zwei Mit­ar­bei­te­rin­nen der Ser­vice GmbH in die Hand gedrückt wurde und sich alle ande­ren des Küchen­teams vom Haus Höchs­ten um mich herum for­mier­ten. Beson­ders den Küchen­lei­ter Mar­tin Romey, der die Schöpfkelle übermütig durch die Luft schwang und in die Kamera lachte, hatte ich schwer im Visier. Beim Kochen selbst bleibt er aber schön am Boden, erzählte er ansch­ließend. Denn für ihn, der schon seit 22 Jah­ren in und für die Zieg­ler­schen kocht, ist eines klar: »Trotz allen Kos­ten­drucks und Ände­run­gen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren kann ich immer noch jeden Tag mit bes­tem Gewis­sen hier her­aus­lau­fen, weil ich weiß, dass wir qua­li­ta­tiv gute Lebens­mit­tel kau­fen, ver­ar­bei­ten und als Essen her­aus­ge­ben.« Durch­schnitt­lich 650 Mit­tag- und 360 Abendes­sen berei­ten er und sein Team mit 7,9 Voll­zeitkräften täglich zu. Darauf freuen sich: 46 Wohn­grup­pen der Behin­der­ten­hilfe, die Spei­sesäle im Haus Höchs­ten und in der Heim­son­der­schule Has­lachmühle, Außenwohn­grup­pen und zwei Kin­dergärten in Wil­helms­dorf. Beson­ders liegt ihm die opti­male Ver­pfle­gung der Bewoh­ner der Behin­der­ten­hilfe am Her­zen: »Es ist ele­men­tar, dass für sie gekocht wird.« Bis­lang habe es noch kei­nen ein­zi­gen Tag gege­ben, an wel­chem für die Bewoh­ner nicht gekocht wor­den sei. Super fin­det er die Arbeit mit sei­nem Team inder Küche, auf wel­ches er sich bes­tens ver­las­sen kann. Er fühlt sich am zen­tra­len Stand­ort in Wil­helms­dorf wohl und zen­tral ist auch für ihn: »Ich weiß, für wen ich koche.«

Später habe ich mich in einem Gewächs­haus der Bio­land Rotachgärtne­rei wie­der­ge­fun­den. Über­all rank­ten wohl­rie­chende Paprika­pflan­zen, aber am tolls­ten fand ich die Mit­ar­bei­ten­den, die sich trotz schweißtrei­ben­der Tem­pe­ra­tu­ren mit mir zusam­men foto­gra­fie­ren ließen! 30 Men­schen mit und ohne Behin­de­rung arbei­ten hier zusam­men und sor­gen dafür, dass gesun­des Gemüse und Obst gedeiht und in vielfältigs­ter Form sei­nen Absatz fin­det. Hel­mut Rot­ter lei­tet die­sen Teil der Rotach-Werkstätten der Behin­der­ten­hilfe: »Die Gärtne­rei lebt von Kun­den und Begeg­nun­gen, da ist es wich­tig, eine gute und zen­trale Lage zu haben.« Viele Wege würden sich hier kreu­zen: »Schüler, Kin­der­gar­ten, Ver­wal­tung, Besu­cher des Senio­ren­wohn­heims und Ausflügler tref­fen hier auf unsere behin­der­ten Mit­ar­bei­ter«, zählt er auf. »Posi­tive Rückmel­dun­gen unse­rer Kun­den stärken das Selbst­be­wusst­sein unse­rer Leute. Neue Mit­ar­bei­ter mer­ken schnell, dass das, was wir pro­du­zie­ren, auch geschätzt wird.« Nicht sel­ten hört er die­sen stolz gesag­ten Satz: »Ich bin ein Mit­ar­bei­ter der Gärtne­rei!« Wil­helms­dorf stellt für ihn die typi­sche Inklu­si­ons­ge­meinde mit gewach­se­nen Struk­tu­ren für behin­derte und nicht­be­hin­derte Men­schen dar. Ob mit Blick auf das Leben all­ge­mein oder auf The­men wie die Dezen­tra­li­sie­rung der Zieg­ler­schen: »Es muss alles orga­nisch und in einem gesun­den Maß wach­sen können, wohlüber­legt und Schritt für Schritt.« Wich­tig fin­det er auch, sich der eige­nen Wur­zeln zu besin­nen und ver­weist auf die christ­li­che Prägung der Zieg­ler­schen.

Während ich noch über die Wur­zeln der Zieg­ler­schen nach­denke, kut­schiert mich die Chauf­feu­rin wei­ter in die Stadt Bad Saul­gau. Ziel ist das Büro der Ambu­lan­ten Dienste, einer von drei Stand­orten der Behin­der­ten­hilfe in Bad Saul­gau. Gabriele Blum und Jan Raisch haben die­ses Büro in der Innen­stadt im ver­gan­ge­nen Herbst mit eröffnet. Sie sind für alles zu haben, wenn es um Hilfe im All­tag für Men­schen mit Behin­de­rung und deren Angehörigen geht. Um mich, das Rie­sen­logo der Zieg­ler­schen zu emp­fan­gen, opfern sie sogar ihre Frei­zeit! Beide sind zufrie­den damit, wie sich das Büro mitt­ler­weile eta­bliert hat: »Es hat sich alles recht posi­tiv ent­wi­ckelt, wir wer­den bes­tens auf­ge­nom­men und es las­sen sich gute Kon­takte her­stel­len«, sagt Gabriele Blum. Jan Raisch bestätigt: »Man wird erkannt, ange­spro­chen und die Ver­net­zung läuft gut.« Da beide schon vor­her bei den Ambu­lan­ten Diens­ten in Wil­helms­dorf gear­bei­tet haben, hat sich nur der Stand­ort für sie geändert. »Wir sind hier viel näher an den Kun­den dran, die vor Ort leben­den Men­schen können ein­fach zu uns her­ein­kom­men«, sagt Gabriele Blum. Wei­te­rer Vor­teil: »Durch die Sozi­al­raumnähe hier vor Ort sind wir auch Anlauf­punkt für all­ge­mein Inter­es­sierte gewor­den, nicht nur für Betrof­fene«, sagt Jan Raisch. Und weil die bei­den Team­player ein so großes Herz haben, fah­ren sie extra mit mir zum Orts­schild von Bad Saul­gau, damit auch die­ses sei­nen Platz auf dem Foto fin­det.

Wei­ter­fahrt über die Kreis­grenze: Annette Ege, Pfle­ge­dienst­lei­tung der Dia­ko­nie-Sozi­al­sta­tion Biber­ach erwar­tet mich schon. Für das gemein­same Foto fährt sie statt des übli­chen Klein­wa­gens der Sozi­al­sta­tion heute den großen Opel Meriva vor die Tür des Hau­ses der Dia­ko­nie. Seit 2007 gehört die Sozi­al­sta­tion zur Alten­hilfe der Zieg­ler­schen, die Anfänge rei­chen bis ins Jahr 1867 zurück. »Wir erbrin­gen alle ambu­lan­ten Pfle­ge­dienst­lei­tun­gen die nötig sind, damit jemand zu Hause blei­ben kann und nicht ins Pfle­ge­heim muss«, sagt Annette Ege. Rund 130 Per­so­nen sind es monat­lich, die in dem rie­si­gen Ein­zugs­ge­biet des Ev. Kir­chen­be­zirks Biber­ach von 25 Fachkräften und 40 Nach­bar­schafts­hel­fern betreut wer­den. »Unsere Arbeit ist indi­vi­du­el­ler als die sta­tionäre Betreu­ung im Pfle­ge­heim. Wir sind Gast beim Kun­den, haben während der Pflege viel mit Angehörigen zu tun und sind oft ein Teil der Fami­lie.« Vor einem Jahr sei ein demen­ter Kunde gestor­ben. Zum Abschied lud die Fami­lie alle Schwes­tern zu einem Fest bei sich zu Hause ein, mit dem auf­ge­bahr­ten Toten im Neben­raum. »Das war für uns ein schönes und berühren­des Abschied neh­men, anek­do­ten­reich und über­haupt nicht trau­rig.« Die Che­mie müsse durch die engen Kon­takte zwi­schen allen Betei­lig­ten stim­men, dies sei in der Logis­tik genauso zu berücksich­ti­gen wie die Wirt­schaft­lich­keit der Pflege. »Unsere tägli­chen Tou­ren sind wie eine Per­len­kette auf­ge­zo­gen«, sagt die hoch­mo­ti­vierte Lei­te­rin. »Hier im Haus lau­fen die Fäden zusam­men, aber unser Stand­ort ist da, wo unser Auto steht.«

Ich werde wei­ter­ge­fah­ren bis zum nächs­ten Stopp in Ulm und platze bei­nahe vor Stolz: Gefühlte Mil­lio­nen Augen­paare ver­fol­gen zur Mit­tags­zeit, wie ich – das »Die Zieg­ler­schen-Schild« – vor dem Münster von vier Mit­ar­bei­ten­den der Tages­re­ha­bi­li­ta­tion Ulm in die Höhe gehal­ten werde. »Wir brin­gen die  Sucht­be­hand­lung in den All­tag unse­rer Pati­en­ten«, erklärt Dr. Annett Höse, Ärzt­lich-The­ra­peu­ti­sche Lei­te­rin. Kon­kret heißt das: Bis zu 24 sucht­kranke Männer und Frauen wer­den ganztägig ambu­lant in der Tages­re­ha­bi­li­ta­tion behan­delt und können daher in engem Kon­takt zur Fami­lie und ihrem sozia­len Umfeld blei­ben. Beson­der­heit: »Wir sind Teil eines Behand­lungs­net­zes«. Denn die Tages­reha gehört zum Sucht­the­ra­pie­zen­trum Ulm, in wel­chem die Sucht­hilfe der Zieg­ler­schen, das ZfP Südwürttem­berg, die Cari­tas und die Dia­ko­nie pro­fes­sio­nelle Ange­bote für Men­schen mit Such­ter­kran­kun­gen bündeln. Einer­seits inten­siv vor Ort ein­ge­bun­den – ande­rer­seits weit weg vom Träger in Wil­helms­dorf: »Wir machen erst mal sel­ber, bevor wir Hilfe holen und bekom­men«, erklärt Höse. Dies erfor­dere Krea­ti­vität, biete aber große Ent­fal­tungsmöglich­kei­ten, was sich auch durch­ge­hend bei der Arbeit zeige. »Jeder bringt zusätzlich eigene Bega­bun­gen ein, die über das reine Berufs­bild hin­aus­rei­chen.« Mit ins­ge­samt acht Mit­ar­bei­ten­den im Team könne vie­les schnell durch­ge­setzt wer­den. »Die Größe unse­rer Ein­rich­tung ist der einer Großfami­li­en­struk­tur ähnlich«, sagt Höse. Dies sei eine tolle Form der Gemein­schaft und führe zu inten­si­ver Ver­bun­den­heit zwi­schen Mit­ar­bei­ten­den und Pati­en­ten.

Wie­der im Schus­sen­tal ange­kom­men treffe ich auf Ronald Albrecht, den Lei­ter der Außenwohn­gruppe 1 des Mar­tins­hau­ses Klein­to­bel, einer Ein­rich­tung der Jugend­hilfe der Zieg­ler­schen. »Men­schen wol­len respek­tiert, ver­stan­den und geliebt wer­den, ins­be­son­dere unsere Kin­der«, sagt er, der in Berg-Vor­berg in einem Wohn­haus sie­ben Kin­der und Jugend­li­che mit inten­si­verem Bedarf betreut. Dann fährt er fort: »Nur ein zufrie­de­ner Mensch ist ein leis­tungsfähiger und glückli­cher Mensch«. Die Grund­phi­lo­so­phie von ihm und sei­nen vier Kol­le­gen ist daher, eine Bezie­hung zu den Kin­dern zu schaf­fen, auf der alle wei­te­ren Hil­fen auf­ge­baut wer­den können. »Diese Kin­der brau­chen Geduld und Verständnis.« Zwi­schen 10 und 16 Jahre alt sind die jun­gen Men­schen, die durch ihr Leben in der bürger­li­chen Wohn­sied­lung ein hohes Maß an Nor­ma­lität erfah­ren. »Das ermöglicht uns, eine familiäre Atmo­sphäre ent­ste­hen zu las­sen und die Kin­der auf die Gesell­schaft vor­zu­be­rei­ten.« Tagsüber besu­chen die Jugend­li­chen die Schule für Erzie­hungs­hilfe im Mar­tins­haus Klein­to­bel, gewohnt wird in der Außenwohn­gruppe. »Im Gegen­satz zu einer Großfami­lie mit sie­ben Kin­dern haben wir hier eine dich­tere Betreu­ung, wir sind 24 Stun­den am Tag für sie da.« Die Anfor­de­run­gen der Gesell­schaft ent­wi­ckeln sich wei­ter, fin­det Albrecht. Auf­gabe der Jugend­hilfe sei es, sich zeit­gleich dar­auf ein­zu­las­sen. »Wir müssen den jun­gen Men­schen auf Augenhöhe begeg­nen und sie aus­ge­hend von ihren Res­sour­cen in die Verant­wor­tung neh­men.« Diese Worte spre­chend schwingt er sich wie­der aufs Motor­rad, um in den Urlaub zurückzudüsen – kurz­zei­tig unter­bro­chen wegen mir, »dem Schild«.

Mitt­ler­weile lechze ich danach, von so vie­len ver­schie­de­nen Zieg­ler­schen-Händen gehal­ten zu wer­den. Daher hüpft mein Herz, als wie­der ein kur­zer Halt in Wil­helms­dorf erfolgt und ich exakt die Mitte der Haus­fassade des legendären Oss­wald­baus zie­ren darf. Umringt werde ich vom Kaufmänni­schen Vor­stand Rolf Bau­mann und zahl­rei­chen Mit­ar­bei­ten­den der Hol­ding, in wel­cher 126 Per­so­nen arbei­ten. Im Oss­wald­bau selbst sor­gen die IT-Abtei­lung, die Kos­ten-Leis­tungs­rech­nung und das Per­so­nal- und Rech­nungs­we­sen mit ihrer Arbeit für den Dienst am Men­schen. Eine Mit­ar­bei­te­rin davon ist Manuela Schwarz, Team­lei­te­rin im Rech­nungs­we­sen. »In unse­rer Abtei­lung wer­den alle Zah­len und Beträge der ein­zel­nen Unter­neh­mens­be­rei­che in einen Kaufmänni­schen Jah­res- und Kon­zern­ab­schluss zusam­men­gefügt«, sagt sie. Span­nend fin­det sie fol­gende Vor­stel­lung: »Die Zieg­ler­schen, wie sie sich einer­seits in Baden-Württem­berg in die Fläche aus­wei­ten und wie die­ser Gesamt­kon­zern ande­rer­seits in einem Jah­res­ab­schluss ver­eint wird.« Hin­ter ihrer Arbeit steckt Herz­blut: »Ich bin Buch­hal­te­rin, das mache ich für mein Leben gerne!« Die Dienst­leis­tung des Rech­nungs­we­sens sei eine schöne Sache. »Wir arbei­ten mit allen Unter­neh­mens­be­rei­chen zusam­men und sind mit ihnen dadurch eng ver­bun­den.« Manch­mal müsse man sich schon ins Gedächt­nis rufen, dass in den ein­zel­nen
Töchtern von Natur aus andere Prio­ritäten herr­schen als die Bürokra­tie. »Doch es ist eine ange­nehme Zusam­men­ar­beit und das Rech­nungs­we­sen selbst ist eine Klasse Abtei­lung – ich fühle mich sehr wohl hier!«

An einem regen­rei­chen und kal­ten Tag führt die Reise wei­ter über die Schwäbische Alb. Mich fröstelt – ähnlich muss es mei­nen Gründern, den zehn Kolo­nis­ten aus Korn­tal gegan­gen sein, als sie im Januar 1824 den Weg zu Fuß über die Alb antra­ten, um sich in Wil­helms­dorf nie­der­zu­las­sen. Am Zielort, im Senio­ren­zen­trum Aich­wald der Alten­hilfe, ist es hin­ge­gen kusche­lig warm, umhüllt mit familiärer Atmo­sphäre. 36 Bewoh­ner, 33 Mit­ar­bei­tende und etwa 30 Ehren­amt­li­che gehören zum Haus. Viele die­ser Men­schen grup­pie­ren sich um mich herum, ergänzt vom Pfar­rer und vom Bürger­meis­ter der Gemeinde Aich­wald, der mich beim Foto­gra­fie­ren hält. In die­sem Moment ver­stehe ich, was die Haus­lei­te­rin Suzana Tica meint, wenn sie sagt: »Wir haben hier wirk­li­chen Team-Spi­rit.« Enga­ge­ment an allen Ecken und Enden: »Durch den hohen Ein­satz der Mit­ar­bei­ten­den und Ehren­amt­li­chen ist es möglich, dass die Bewoh­ner hier in ihrer gewohn­ten Umge­bung im Schur­wald woh­nen blei­ben und gepflegt wer­den können«, sagt Tica. Freund­schaft­li­che Bezie­hun­gen in allen Berei­chen zeichne die­ses Haus aus. Zudem gebe es inten­sive Kon­takte zu Kir­chen­ge­mein­den und Pfar­rern, zum Bürger­meis­ter und zum Senio­ren­rat vor Ort. »Die­ses rege Mitein­an­der überträgt sich nach außen und innen, wir ste­cken uns gegen­sei­tig an.« Im Pfle­ge­all­tag iden­ti­fi­zie­ren sich die Mit­ar­bei­ten­den mit dem Senio­ren­zen­trum vor Ort. Ent­fernt von Wil­helms­dorf arbei­tend sei es ihnen jedoch wich­tig, andere Mit­ar­bei­tende der Zieg­ler­schen zu tref­fen und zu erfah­ren, wie sie arbei­ten, den­ken und Her­aus­for­de­run­gen meis­tern.

Die letzte Stre­cke­ne­tappe mei­ner Tour schließt den Kreis. Gleich zwei Stand­orte des Hör-Sprach­zen­trums ste­hen auf dem Plan – jener Ein­rich­tung, mit wel­cher vor 176 Jah­ren der Grund­stein für den heu­ti­gen Sozi­al­kon­zern Die Zieg­ler­schen gelegt wurde. Zunächst empfängt mich Katha­rina Leh­mann an der Grund­schule Oggels­hau­sen. Die Son­der­schul­leh­re­rin der Sprach­heil­schule Biber­ach betreut hier vor Ort an zwei­ein­halb Tagen pro Woche drei sprach­be­hin­derte Schüler in der zwei­ten Klasse der Regel-Grund­schule. Team-Tea­ching nennt sie das und erklärt: »Die Klas­sen­leh­re­rin der Grund­schule und ich unter­rich­ten die Klasse gemein­sam, nur die Sprachförde­rung fin­det sepa­rat für die Sprach­heil­kin­der statt.« Beide sind in den Unter­richts­stun­den gleich­zei­tig Ansprech­part­ner für alle Kin­der und beide fühlen sich für alle Schüler der Klasse zuständig und ver­ant­wort­lich, wes­we­gen sie inten­si­ven Aus­tausch pfle­gen. »Neben dem gemein­sa­men Unter­richt und der Mit­tags­be­treu­ung bin ich dann bei­spiels­weise auch bei den Kon­fe­ren­zen und Elternaben­den der Grund­schule dabei.« Für die ins­ge­samt acht Sprach­heilschüler sei es toll hier: »Sie können wohn­ort­nah mit den Grund­schul­kin­dern in der Klasse sein, haben keine Son­der­rolle wegen ihrer Sprach­be­hin­de­rung, können Freund­schaf­ten vor Ort pfle­gen und haben die Grund­schul­kin­der als Sprach­vor­bil­der.« Das Kol­le­gium an der Grund­schule stehe voll hin­ter der Inklu­sion. »Ich bin sport­lich«, sagt sie lachend, »daher gelingt mir der Spa­gat, sowohl in Biber­ach als auch in Oggels­hau­sen als Leh­re­rin zu arbei­ten.«

Einen Spa­gat der ande­ren Art macht ihre Kol­le­gin Rebecca Fritz in der 40 Kilo­me­ter ent­fernt lie­gen­den Sprach­heil­schule Sig­ma­rin­gen. Auch Lass­berg­schule genannt, koope­rie­ren hier das Hör-Sprach­zen­trum und das Körper­be­hin­der­ten­zen­trum Ober­schwa­ben und ver­ei­nen schu­li­sche und vor­schu­li­sche Ange­bote. 13 Schul­kin­der­gar­ten- und 37 Grund­schul­kin­der besu­chen die Sprach­heil­schule. Als Grund- und Haupt­schul­leh­re­rin füllt Rebecca Fritz eine bestimmte Rolle aus: »Zusam­men mit zwei wei­te­ren Kol­le­gin­nen ver­bringe ich am meis­ten Zeit im Haus. Dadurch kann ich für die Kin­der eine beständige Bezugs­per­son sein.« Die Son­der­schul­leh­rer der Sprach­heil­schule seien oft außer Haus, um ambu­lante Dienste zu über­neh­men. Sie fin­det es schön, an die­ser Schule zu arbei­ten – auch, weil sie Reli­gion stu­diert hat und die Zieg­ler­schen Träger sind. Mit den klei­nen Klas­sen­sys­te­men sei eine indi­vi­du­elle Förde­rung möglich. »Einer­seits muss ich sprachfördernde Maßnah­men und ande­rer­seits den Lehr­plan der Grund­schule im Unter­richt umset­zen«. Die Mischung aus bei­dem sei manch­mal her­aus­for­dernd, »da muss man schon eine gute Balance fin­den.« Kurz dar­auf darf ich, das Schild, dann end­lich ihre Schützlinge ken­nen­ler­nen. Begeis­tert ren­nen sie auf mich zu und ich würde ihnen so wahn­sin­nig gerne sagen, dass ich mich an ihnen freue. Wer wohl mehr Spaß hatte, foto­gra­fiert zu wer­den? Die Kin­der oder ich?

Am Ende die­ser Reise werde ich ein letz­tes Mal ins Auto gepackt und es bleibt mir nur noch zu sagen: Danke, ich bin stolz, euer »Zieg­ler-Schild« zu sein!

Erfahren Sie mehr

»Unser Team ist immer für die Kunden da. Ich bin stolz auf diese Truppe.« Martin Romey

»Wilhelmsdorf ist für mich die typische Inklusionsgemeinde« Helmut Rotter

»Ich mag die Vielfältigkeit der Aufgaben« – Gabriele Blum
»Ich arbeite bei den Zieglerschen, weil ich Menschen unterstützen und ihnen bei ihrer Weiterentwicklung helfen möchte« – Jan Raisch

»Ich arbeite bei den Zieglerschen, weil sie als Arbeitgeber die Plattform schaffen, um die Belange vor Ort selbst zu gestalten.« – Annette Ege

»Mir gefällt die Arbeit in der Tagesreha, weil wir nahe an den Menschen sind.« Dr. Annett Höse

»Auch wir im Rechnungswesen haben das Gefühl, Dienst am Menschen zu tun« Manuela Schwarz

»Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen und bin dort, wo ich sein möchte.« Ronald Albrecht

»Die diakonische Tradition liegt mir am Herzen« Suzana Tica

»Ich fühle mich in beiden Kollegien sehr wohl und möchte keine Schule missen.« Katharina Lehmann