Was passiert, wenn wir Frühlingsgefühle haben?

Katja Friedrich

Expertentipp

Was passiert, wenn wir Frühlingsgefühle haben?

Katja Friedrich

Expertentipp

März 2025

Psychologin Katja Friedrich erklärt, weshalb wir im Frühling aktiver und glücklicher sind. Und warum wir uns in dieser Zeit leichter verlieben.

Text: Annette Scherer

Gute Laune, Glücks­gefühle, Schmet­ter­linge im Bauch &hel­lip; Was pas­siert mit uns, wenn wir Frühlings­gefühle haben?
Wenn im Frühling die Son­nen­ein­strah­lung zunimmt, dann redu­ziert unser Körper die Pro­duk­tion des Schlaf­hor­mons Mela­to­nin. Wir fühlen uns wacher und akti­ver. Gleich­zei­tig nimmt die Dopa­min­pro­duk­tion zu, Dopa­min ist unser Glücks­hor­mon. Dazu kom­men dann sen­so­ri­sche Reize, wir sehen mehr Far­ben, zum Bei­spiel Blu­men, oder spüren mehr Wärme. Auch wei­tere Hor­mone, Sero­to­nin und Oxy­to­cin, spie­len eine Rolle und alles rich­tet uns dar­auf aus, letzt­lich einem ural­ten bio­lo­gi­schen Pro­gramm zur Repro­duk­tion zu fol­gen.

Das klingt sehr nüchtern und wenig roman­tisch.
Ist es aber nicht. Denn diese Hor­mone, die übri­gens im Gehirn pro­du­ziert wer­den, lösen vor allem eben diese Glücks­gefühle aus. Schmet­ter­linge im Bauch. Des­halb ver­lie­ben sich Men­schen im Frühling leich­ter – und zwar Men­schen jeden Alters.

Steht das nicht im Wider­spruch zur soge­nann­ten Frühjahrsmüdig­keit, unter der ja viele Men­schen eben­falls lei­den?
Nein, denn die Frühjahrsmüdig­keit liegt zeit­lich direkt vor der oben genann­ten Phase. Grund dafür ist, dass die Ener­gie­spei­cher des Körpers am Ende der Win­ter­mo­nate auf­ge­braucht sind. Bei weni­ger Licht wird eben mehr Mela­to­nin, also das schon erwähnte Schlaf­hor­mon pro­du­ziert. Des­halb sind wir in der dunklen Zeit ein­fach viel müder.

Kann man Frühlings­gefühle auch gezielt fördern?
Auf jeden Fall – indem man viel raus­geht an die Sonne und an die fri­sche Luft. Und indem man Dinge tut, von denen man weiß, dass sie einen zufrie­den und glücklich machen. Im Sinne der Acht­sam­keit emp­fehle ich, das nicht nur im Frühling so zu tun, son­dern das ganze Jahr über und möglichst immer den Moment zu leben. Übri­gens können Frühlings­gefühle auch ver­hin­dert wer­den, etwa durch das Ver­krie­chen in einen dunklen Raum. Das ist bei unse­ren spielsüchti­gen Pati­en­ten oft der Fall.

Tipp

Was tun, wenn Gefühle nicht erwidert werden? Wer Liebeskummer hat, fühlt sich abgelehnt. Durch diese Phase muss man durch, das muss man »abtrauern«. Das bedeutet: die Gefühle zulassen, darüber reden und aus der Idealisierung wieder herausfinden. Das stärkt den Menschen. Gefühle zu leugnen, hilft nicht weiter.