sprache verbindet

Die einzelnen Bausteine

Unterstützte Kommunikation

Die Gebärdensammlung „Schau doch meine Hände an“ wurde unter anderem in der Haslachmühle der Zieglerschen, einer Einrichtung für Menschen mit Hör-Sprachbehinderung und gleichzeitiger geistiger Behinderung entwickelt. Anders als bei der „Deutschen Gebärdensprache“ (DGS - anerkannte Sprache mit eigener Grammatik) werden die Gebärden aus „Schau doch meine Hände an“ lautsprachunterstützend eingesetzt. Es werden die zentralen Begriffe eines gesprochenen Satzes durch eine entsprechende Handbewegung begleitet. Die Haslachmühle gilt durch ihre Pionierarbeit Anfang der siebziger Jahre als einer der Vorreiter auf dem Gebiet der „gebärdenunterstützten Kommunikation“.

Lernen Sie diese Gebärden in einem Workshop kennen!

Infos zu unseren Kursen finden Sie hier. 

Gebärden­sprache

Die Abkürzung DGS bedeutet Deutsche Gebärdensprache. Die DGS verfügt über ein eigenständiges und komplexes Sprachsystem, das sich in seiner Grammatik grundlegend von der Deutschen Laut- und Schriftsprache unterscheidet. Sie ist als vollwertige Sprache in Deutschland seit dem Jahr 2002 anerkannt.

Die DGS ist eine innerhalb der deutschen Gehörlosengemeinschaft gewachsene Sprache. Sie ist in ihrem Vokabular nicht bundesweit einheitlich, sondern verfügt über etliche Dialekte, vergleichbar mit der Deutschen Lautsprache (in Bayern spricht man z.B. anders als in Nordrhein Westfalen und gebärdet auch anders). Deshalb kann es in einigen Regionen Vokabeln geben, die in anderen nicht angewandt werden. Typisch hierfür sind sogenannte Idiome (= Redewendungen). Ein Grund für die starke Ausbildung von Dialekten in der Deutschen Gebärdensprache ist sicherlich, dass sie erst im Jahr 2002 offiziell anerkannt wurde. Ein weiterer Grund ist, dass die Deutsche Gebärdensprache lange in der Frühförderung und im Bildungsbereich verpönt war. So entwickelte sie sich meist erst im Verborgenen während Kindergarten- und Schulzeit ohne überregionalen Bezug und Austausch mit anderen Gleichaltrigen oder Erwachsenen.

Fachdiskussion

Wir möchten uns mit hörenden und nicht-hörenden Personen austauschen: Wie nehmen wir uns gegenseitig wahr? Wie können wir das gegenseitige Verständnis noch besser fördern?

Der Fachvortrag "Der mit den Händen spricht" wird gehalten von Ege Karar. Anschließend erhalten wir Einblick in das Leben von ihm, Sybille Kretzmer und Alexandra Wildenauer.

Ege Karar arbeitet in Stuttgart als Sozialarbeiter und war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule in Aachen. Er ist taub und kommuniziert über die Deutsche Gebärdensprache.
Sybille Kretzmer ist 65 Jahre alt und lebt bei Stockach. Ihr Hörverlust begann in ihrer Kindheit, mit 10 Jahren erhielt sie erste Hörgeräte. Mittlerweile ist sie an Taubheit grenzend schwerhörig. Mit einem eigenen Resthörvermögen von unter 10%, hochkarätigen Hörgeräten und dem Absehen vom Mundbild kann sie kommunizieren. Sie arbeitet freiberuflich als Yogalehrerin für hörbehinderte und hörende Menschen.
Alexandra Wildenauer ist 46 Jahre alt und wohnt in Aulendorf. Sie wurde taub geboren und erhielt im Alter von 2 Jahren die ersten Hörgeräte. Durch ihre Mutter hat sie Sprechen und Hören gelernt. Allerdings ist sie mit 32 Jahren wieder völlig ertaubt und trägt seitdem ein Cochlea-Implantat. Alexandra Wildenauer ist als Assistentin für hörbehinderte Personen in den Zieglerschen tätig.

Wegen der Corona-Pandemie konnten wir zu der Veranstaltung leider nicht öffentlich einladen. Wir haben sie aber aufgezeichnet. Sie finden die beiden Videobeiträge weiter unten auf der Seite.  

Hilfreiche Tipps

Möchten Sie sich ebenfalls mit barrierefreier(er) Kommunikation beschäftigen? Wir stellen Ihnen hier hilfreiche Tipps zur Verfügung:

Leichte Sprache ist ein Hilfsmittel, um Informationen besonders leicht und zugänglich zu gestalten. Sie stellt insbesondere für Menschen mit geistiger Behinderung oder einer Hörbehinderung eine wichtige Voraussetzung für Inklusion und selbstbestimmte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft dar. Auch andere Menschen können von Informationen in Leichter Sprache profitieren – zum Beispiel Menschen, die Deutsch lernen oder Probleme beim Lesen haben.

METACOM ist ein professionell und speziell für Unterstützte Kommunikation gestaltetes Symbolsystem. Die Symbole werden als Ergänzung in Texte eingefügt.

Gebärdensprachdolmetschende dolmetschen zwischen zwei oder mehr Sprachen. Eine dieser Sprachen ist die Deutsche Gebärdensprache. Das heißt: Sie übertragen Inhalte in die jeweils andere Sprache und Kultur. Dazu benötigen sie Fachwissen über beide Kulturen und den Fachbereich, in dem sie dolmetschen. Gebärdensprachdolmetscher/-innen unterliegen der Schweigepflicht und richten sich nach der Berufs- und Ehrenordnung für Gebärdensprachdolmetscher/-innen und Übersetzer/-innen.

Der Landesverband der Gehörlosen Baden-Württemberg versteht sich als sozialpolitische, wirtschaftliche, sprachliche und kulturelle Interessenvertretung der Menschen mit Hörbehinderungen und der Gebärdensprachnutzer*innen in Baden-Württemberg und als Plattform für die Gebärdensprachgemeinschaft.

Kinder von gehörlosen Eltern (CODA) haben eine besondere Kindheit. Durch die Hörschädigung der Eltern wachsen sie häufig „anders“ auf. Größtenteils sind Gebärden oder die Gebärdensprache die Kommunikationsform innerhalb der Familie. Das kann Vorteile als auch Hürden mit sich bringen.

Über die Schaltfläche rechts können Sie hilfreiche Dokumente herunterladen. 

TV-Tipps: 
BR-Sendungen "Sehen statt Hören"
Komödie "Verstehen Sie die Béliers?"

Vortrag und Diskussionsrunde mit Ege Karar

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