Das Ziel des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) steckt bereits im Namen: Mit Hilfe neuer Regelungen sollen Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung weiter gestärkt werden. Konkretes Ziel ist ein Perspektivwechsel. Nicht mehr Träger wie wir, die Zieglerschen, entwickeln Angebote und unsere Kunden schauen, ob es für sie passt. Nein, künftig sollen Menschen mit Behinderung, je nach festgestelltem Bedarf, selber auswählen können, welche Einzelbausteine aus verschiedenen Angeboten für sie am besten passen.

Also etwa wie bei einer Reisebuchung: Statt All-inclusive-Pauschalurlaub gibt es künftig individuelle Angebote, bei denen Flug, Unterkunft, Essen, Sport- oder Wellnessangebote je nach Bedarf und Verfügbarkeit individuell »gebucht« werden.

Die grundlegendste Änderung durch das neue BTHG ist die: Künftig werden die Leistungen für erwachsene Menschen mit Behinderung in zwei verschiedene Hilfe-Arten unterteilt.

Hilfe zum Lebensunterhalt (Miete, Essen etc.)
Die Finanzierung von Mieten und des täglichen Lebensbedarfs (Essen etc.) wird künftig so gewährt wie bei Menschen ohne Behinderungen auch – also als Leistung nach SGB XII bzw. SGB II (Sozialhilfe/ Hartz IV). So sollen Menschen mit Behinderung zum Beispiel frei entscheiden können, ob sie alleine, in einer Wohn-Gemeinschaft oder in den besonderen Wohnangeboten bei uns leben möchten.

Fachleistungen zur Bewältigung des Lebens
Alle Formen der Unterstützung, die Menschen mit Behinderungen zur besseren Bewältigung ihres Lebens brauchen, sind die sogenannten Fachleistungen. Sie können je nach festgestelltem Bedarf »hinzugebucht« werden. Zu den Fachleistungen gehören zum Beispiel Therapeutische Maßnahmen (Bewegungstherapie, Unterstützte Kommunikation etc.), pädagogische oder persönliche Assistenz. Neu sind Leistungen wie »Teilhabe an Bildung« oder »Soziale Teilhabe«. So haben Menschen mit Behinderungen beispielsweise einen Anspruch auf Unterstützung bei der Versorgung ihres Kindes.

Wer welche Unterstützung bekommt, hängt vom persönlichen Bedarf jedes einzelnen Menschen mit Behinderung ab.

Künftig gibt es dafür ein bundesweit standardisiertes Verfahren: das sogenannte Teilhabe- und Gesamtplanverfahren. Alle Leistungsträger (Krankenkasse, Deutsche Rentenversicherung etc.) beraten gemeinsam, welche Unterstützung jemand braucht. Eine frei gewählte Vertrauensperson hilft bei der Bedarfsermittlung. Das kann zum Beispiel der gesetzliche Vertreter oder auch die bisherige Betreuungsperson sein. Möglich sind auch sogenannte Fall-Konferenzen, also eine gemeinsame Sitzung aller Beteiligten, um den Bedarf zu ermitteln.

Wer frei wählen kann, muss sich einarbeiten und braucht Rat und Orientierung. Deshalb geht mit der Einführung des BTHG auch eine Verbesserung des Informations- und Beratungsangebotes für Menschen mit Behinderung einher. Die Rehabilitationsträger sind künftig zu einer umfassenden Beratung der Menschen mit Behinderung bzw. ihrer Vertrauenspersonen verpflichtet. Neu sind kostenlose, unabhängige Beratungsstellen (EUTB), die vom Bund finanziert werden. In ihnen sollen in Zukunft auch Menschen mit Behinderung anderen Menschen mit Behinderung mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Damit die Umstellung auf das BTHG in Baden-Württemberg gut gelingt, arbeiten Träger und Verbände unter dem Dach der Liga der freien Wohlfahrtspflege eng zusammen. Die Zieglerschen sind Teil dieses Projekts. Unser gemeinsames Ziel ist es, gleichwertige Lebensverhältnisse für Menschen mit Behinderung in allen Städten und Gemeinden Baden-Württembergs zu erreichen.
Auch innerhalb des Unternehmens setzen wir alles daran, die Umstellung reibungslos zu vollziehen. Interne Prozesse werden momentan geprüft und neu aufgestellt, Mitarbeitende werden in den rechtlichen Änderungen geschult. Ganz intensiv beschäftigen wir uns mit dem BEI-BW als Erhebungsinstrument und dem Aufbau eines individuellen Teilhabemanagements.