Die Vesperkirche wird 2009 ins Leben gerufen – sie ist vom ersten Tag an gut besucht


2009

Zurück zu den Wurzeln: »Hilfe, wo Hilfe nötig ist«

Nach Jahrzehnten der Entwicklung zum modernen Sozialunternehmen kehren die Zieglerschen 2009 zu ihren Wurzeln zurück – zur »Armutsdiakonie«. Es soll nicht nur dort geholfen werden, wo es eine Gegenfinanzierung gibt, sondern überall dort, wo Not sichtbar ist. Und die Not wird immer sichtbarer, auch in den Zieglerschen. In die Suchtkliniken kommen immer mehr mittellose Patienten, die Schulen und Kindergärten besuchen immer mehr Kinder, deren Familien sich nicht einmal den Schulausflug leisten können. In der Altenhilfe steigt die Zahl der armen, vereinsamten Menschen. »Wer, wenn nicht die Diakonie, wer, wenn nicht wir, wäre aufgerufen, da hinzuschauen und zu helfen?« – so der Anspruch der Zieglerschen.

2009 wird dieser Anspruch in die Tat umgesetzt: Zum ersten Mal veranstalten die Zieglerschen gemeinsam mit dem Diakonischen Werk des Kirchenbezirks Ravensburg die Vesperkirche. Drei Wochen lang wird die Ev. Stadtkirche Ravensburg zum Raum der Begegnung. Es gibt warmes Essen, kostenlose Arztbesuche, Seelsorgergespräche, Musik und Kultur. Der Bedarf ist enorm, die Kirche vom ersten Tag an voller Gäste. Seither hat sich die Vesperkirche fest in Ravensburg oder Weingarten etabliert, pro Jahr werden bis zu 15.000 Essen ausgegeben. Finanziert wird die Vesperkirche fast ausschließlich über Spenden.

Ein wichtiger Geldgeber ist die »Johannes-Ziegler-Stiftung«, die Stiftung der Zieglerschen. Auch sie wird 2009 gegründet – mit einem Startkapital von 750.000 Euro. Seither ist das Vermögen kräftig gewachsen. Die Stiftung unterstützt vor allem Projekte und Menschen in den Zieglerschen, für die es keine öffentlichen Mittel gibt. Beispiele sind die Vesperkirche, die »Kapelle am Siebenkreuzerweg« oder Hilfen für Einzelne, zum Beispiel Zuschüsse zum Zahnersatz für Menschen mit Behinderung.

»Dank für Ihre Liebesgabe« – Spendensammeln mit Tradition

Johannes Ziegler war ein begnadeter Spendensammler. Das musste er auch sein, denn die Anstalten waren chronisch unterfinanziert. Für die Erfüllung seines hohen menschlichen Anspruchs – »daß wir uns fest vorgenommen haben … jederzeit unsere Herzen und Anstalten für die Armen, Elenden und Hilfebedürftigen und besonders für diejenigen, die anderswo kein Unterkommen finden können, offen zu halten« – war Ziegler auf Hilfe und freiwillige Zuwendungen angewiesen. Zugleich warb er mit Geschick und System um diese »Liebesgaben« – historische Spendenaufrufe belegen das (Foto). Dabei garantierte er stets, dass gespendetes Geld der Anstalt und ihren Bedürftigen zugute kommt. Mit der Gründung der »Johannes-Ziegler-Stiftung« (2009) und dem Einstieg ins systematische Spendenmarketing (Fundraising) knüpfen die Zieglerschen bewusst an diese Tradition an.