Das »Kurheim Höchsten« für suchtkranke Frauen – Blick von der Eingangsseite
1955
Auf dem Höchsten: die erste Fachklinik für suchtkranke Frauen
Bereits seit langem besteht im Zieglerstift Haslachmühle der Wunsch, eine eigene Heilstätte für suchtkranke Frauen aufzubauen. Zwar wurden in der Vergangenheit bereits einige wenige Frauen aufgenommen, das Miteinander von männlichen und weiblichen Patienten wird jedoch nicht als ideal angesehen. 1955 werden die Pläne in die Tat umgesetzt: Auf dem Höchsten, dem mit 833 Meter ü.M. höchsten Berg am Nordufer des Bodensees, wird ein Gebäude erworben. Hier entsteht das »Kurheim Höchsten« für alkoholkranke Frauen. Es ist zur damaligen Zeit die einzige Heilstätte für suchtkranke Frauen in der gesamten Bundesrepublik.
Die Heilstätte nimmt am 22. Mai 1955 ihren Betrieb auf. Alle 25 Betten sind sofort belegt. Damit beginnen mehr als sechs Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit für suchtkranke Frauen, die bis heute von den Zieglerschen betrieben wird. Nach einem ersten Klinikneubau in den 70er Jahren muss die »Fachklinik Höchsten« 2010 ihren Platz auf dem Höchsten verlassen und zieht in einen hochmodernen Klinikneubau im Kurgelände von Bad Saulgau. Die 1955 begonnene Arbeit mit dem frauenspezifischen Therapieansatz wird dort bis heute erfolgreich fortgeführt.
Aller Anfang ist schwer - Erinnerungen der Hausmutter Schwester Charlotte Hosch
Als ich im Sommer 1960 zum Höchsten kam, steckte er noch in einem recht dürftigen Gewand. Wir wohnten damals mit drei, zeitweise vier Mitarbeiterinnen und fast 30 Patientinnen in diesem Haus, das zu jener Zeit noch keine »Heilstätte«, geschweige denn eine »Fachklinik« war, sondern schlicht »Kurheim Höchsten«. Und doch begann hier für viele unserer Patientinnen während ihrer – damals noch sechs bis neun Monate dauernden – »Kur« ein neues Leben. Mitte der sechziger Jahre kam unser Höchsten in die »Pubertät« und hatte einen enormen Wachstumsschub. Auch bei uns sollte neu gebaut werden. Als kurz erwogen wurde, den Höchsten ebenfalls nach Wilhelmsdorf zu verpflanzen, wehrten wir uns vehement dagegen. So wunderschöne Umgebung und einmalige Aussicht lassen sich nicht umsiedeln. So durfte der Höchsten auf dem Höchsten bleiben. Während der Bauarbeiten befremdete uns der Baulärm damals weniger, als Bemerkungen vorübergehender Leute. Zu jener Zeit war Alkoholismus noch nicht als Krankheit anerkannt. Als die neue Fachklinik fertig war, gab es nochmals Umstellungen, aber sie waren positiv, und wir haben uns schnell an das Neue und Schöne gewöhnt.