Die historische »Rettungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder« in Wilhelmsdorf (rechts)
1830
Die diakonische Arbeit beginnt: Gründung der »Rettungsanstalt«
Am 27. September 1830, dem Geburtstag von König Wilhelm I., wird die »Rettungsanstalt armer und verwahrloster Kinder« eröffnet. Dies ist die erste diakonische Einrichtung in Wilhelmsdorf (spätere Namensänderungen: Kinderrettungsanstalt, Kindererziehungsheim, heute: Hoffmannhaus Wilhelmsdorf). Wie schon die Besiedelung Wilhelmsdorfs im Jahr 1824 geht auch die Gründung dieser »Rettungsanstalt« von Korntal aus. Hier, in der Nähe von Stuttgart, hat Anstaltsgründer Gottlieb Wilhelm Hoffmann zuvor bereits in der Brüdergemeinde Korntal und auf der Schlotwiese zwei Rettungsanstalten gleichen Namens ins Leben gerufen.
In Wilhelmsdorf werden zunächst nur elternlose Knaben aufgenommen mit dem Ziel, ihnen eine Heimat zu geben sowie Erziehung und Ausbildung zu ermöglichen. 1835 folgt der Kauf eines benachbarten Hauses in Wilhelmsdorf und der Beginn der Aufnahme von Mädchen.
Gottlieb Wilhelm Hoffmann: Pietist und diakonischer Visionär
Gottlieb Wilhelm Hoffmann (1777–1846) wird in Ostelsheim bei Calw geboren. Als führende Persönlichkeit des württembergischen Pietismus setzt er sich bei König Wilhelm I. für die Gründung von Brüdergemeinden ein, um die stetige Auswanderung von Glaubensgenossen nach Russland zu stoppen. 1818 kauft der Notar auf eigene Rechnung das ehemalige Rittergut Korntal und wird dort Gemeindevorsteher. Der Schutz und die Bildung von Kindern und Jugendlichen liegt ihm am Herzen, daher gründet er schon 1823 die Rettungsanstalt Korntal. Auf sein Betreiben hin wird 1824 Wilhelmsdorf als Kolonie und Tochtergemeinde von Korntal gegründet. Er prägt in beiden Gemeinden die diakonische Arbeit.